Tempel an der Poolstraße / Synagoge des Neuen Israelitischen Tempelvereins 1844 – 1931

IGdJ-Bilddatenbank, NEU00040, Foto: Katrin Antweiler, 2013.

© Silvie Bomhard, https://silviebomhard.de/.

Hofgebäude Poolstraße 12 / 13

Am 5. September 1844 wurde der Neue Israelitische Tempel im Hinterhof der Poolstraße 12 / 13 eingeweiht. Seit der Gründung des Tempelvereins im Jahre 1817 hatte sich die Anzahl der Mitglieder derart vergrößert, dass der bisherige Betraum zu klein geworden war. In den neuen Räumen standen nun 380 Sitzplätze für Männer und 260 für Frauen zur Verfügung. Viele der Gründungsmitglieder und Vorsitzenden des Tempelvereins waren gebildete und wohlhabende Hamburger Juden wie beispielsweise der Bankier Salomon Heine. Die Vereinigung fühlte sich dem Reformjudentum zugehörig, das einen an das moderne Leben angepassten Umgang mit den rituellen Gesetzen des Judentums praktizierte. Der Wunsch zur Reform spiegelte sich in der Gestaltung des Tempels wider, die sich von herkömmlichen Synagogenbauten unter anderem durch einen gemeinsamen Eingang für Männer und Frauen und die Verlegung des Toralesepults an die Ostseite unterschied. Hierzu gehörte auch die Wahl des Begriffes Tempel anstelle von Synagoge. 1931 fand der letzte Gottesdienst im Neuen Tempel in der Poolstraße statt. Das im klassizistischen Baustil errichtete Gebäude wurde von den Mitgliedern danach nur noch als Magazin genutzt. Viele Juden waren inzwischen in die Gegend rund um das Grindelviertel gezogen, in dessen Nähe der Verein noch im selben Jahr den Neuen Tempel in der Oberstraße einweihen konnte. Bis auf einige Gebäudeteile (Apsis und Vorderfront) wurde der Tempel in der Poolstraße 1944 durch eine Bombe zerstört. 2020 hat die Stadt Hamburg das Gelände, auf dem sich die Mauern des Tempels befinden, gekauft. Seit 2004 existiert in Hamburg eine Liberale Jüdische Gemeinde, die sich als Nachfolgeinstitution des Tempelvereins versteht.
Philipp Lenhard, Der Hamburger Tempelstreit. Kontinuität und Neuanfang in Dibere Haberith
hamburg-tempel-poolstrasse.de historia-app.de/juedische-geschichte-in-hamburg/

Siehe auch: Israelitische Tempelverband – Liberale Jüdische Gemeinde Hamburg (Flora-Neumann-Straße 1), Tempel Alter Steinweg (Alter Steinweg 42), Tempel (Oberstraße 120)