Die Ortsgruppe Hamburg-Altona als Teil der Zionistischen Bewegung

Sabrina Schütz

Quellenbeschreibung

Die Wochenzeitung „Jüdische Rundschau“ war das Presseorgan der Zionistischen Vereinigung für Deutschland (ZVfD), dem deutschen Landesverband der Zionistischen Organisation (ZO). In Nummer 14/15 des Jahres 1906 berichtete der Vorstand der Zionistischen Ortsgruppe Hamburg-Altona über die Entwicklung der Geschäfts- und Mitgliederzahlen, Personalien und Tätigkeiten des regionalen Ablegers des deutschen Zionismus in der Hansestadt. Ihm gehörten zu dieser Zeit die deutschen Zionisten Ernst Kalmus (1874–1959), Leo Estermann (1869–1944), Willy Victor (1876–1956), Max Besser (1877–1941), Samuel Cohen (?–1910), Richard Huldschiner (1872–1931) und Georg Halpern (1878–1962) an. Gustav Gabriel Cohen (1830–1906) fungierte als Ehrenpräsident. Der Bericht der Zionistischen Ortsgruppe Hamburg-Altona 1906 ist nur einer in einer Reihe von Berichten, die in regelmäßigen Abständen im offiziellen Organ des deutschen Zionismus erschienen. Er fällt in die frühe organisatorische und ideologische Formierungsphase des Zionismus vor dem Ersten Weltkrieg, die durch vielfältige Grundsatzdebatten über die Ausrichtung von zionistischem Nationalismus gekennzeichnet war.

  • Sabrina Schütz

Deutscher Zionismus vor dem Ersten Weltkrieg


Der Zionismus – als eine bestimmte Form der Nationsidee im ‚langen‘ 19. Jahrhundert – entwickelte sich als Teil der und in wechselseitiger Auseinandersetzung mit den europäischen Nationalbewegungen. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden zionistische Antworten auf den (jüdischen) ‚Weg in die Moderne‘ und auf die als defizitär empfundenen, ambivalenten Folgen des jüdischen Emanzipationsprozesses seit der Aufklärung. Als ‚Diaspora-Nationalismus‘ stellte der Zionismus ein trans- und internationales Phänomen und damit ein Unikum dar, wodurch die in der zionistischen Bewegung zirkulierenden Vorstellungen einer ‚jüdischen Nation‘ nicht nur politisch-ideologisch, sondern auch national in Bezug auf die Herkunftsländer der Zionisten gebrochen waren.


In Deutschland sammelten sich die Zionisten in der im Jahr 1894 in Köln gegründeten National-Jüdischen Vereinigung, die nach dem Ersten Zionistischen Kongress im Jahr 1897 in Basel in Zionistische Vereinigung für Deutschland (ZVfD) umbenannt wurde. Der zionistische Anteil an der jüdischen Bevölkerung im Deutschen Kaiserreich umfasste mit etwa 10.000 Mitgliedern im Jahr 1914 nur etwa vier Prozent, während die weitaus meisten Juden sich durch den 1893 gegründeten Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens (CV) vertreten fühlten. Der CV hoffte über Propagierung der Loyalität zum deutschen Staat und die Pflege deutschen Nationalbewusstseins, den Antisemitismus in der deutschen Gesellschaft zu überwinden.


Die ZVfD bildete die Denkfabrik des Zionismus in Deutschland, deren Mitglieder sich bei regelmäßigen Tagungen und in den zionistischen Presseorganen über ihre Nations- und Nationalismusvorstellungen verständigten. Obwohl der deutsche Landesverband zahlenmäßig in der ZO eine Minderheit bildete, spielte er für die Formulierung zionistischer Vorstellungen eine entscheidende Rolle. Das „Baseler Programm“, das auf dem Ersten Zionistenkongress 1897 beschlossen worden war, stellte einen Kompromiss zwischen den unterschiedlichen nationalideologischen Strömungen im Zionismus dar. Politische Zionisten wie Theodor Herzl versuchten in erster Linie über diplomatische Bemühungen zu Konzessionen der europäischen Mächte und des Osmanischen Reiches für eine jüdische Besiedlung Palästinas zu gelangen. Vertreter praktisch-zionistischer Ideen wie Otto Warburg verfolgten stattdessen die sofortige Ansiedlung von Juden in Palästina, welche unverrückbare Tatsachen schaffen sollte. Demgegenüber standen die Kulturzionisten, die wie Achad Ha’am und Martin Buber Zionismus als kulturelle Erneuerungsbewegung sahen. Trotz dieser wahrnehmbaren Differenzen war der Kulturzionismus jedoch immer auch politisch zu verstehen und die politischen Vorstellungen vieler Zionisten waren zutiefst kulturzionistisch und praktisch-zionistisch geprägt.

Die Entwicklung der Zionistischen Ortsgruppe Hamburg-Altona


Der deutsche Landesverband gliederte sich in Ortsgruppen, die über das Deutsche Reich verteilt waren. Die Ortsgruppe Hamburg-Altona wurde im August 1898 gegründet. Mit den im Bericht für das Jahr 1906 genannten 277 Mitgliedern und 311 Schekelzahlern war die Zahl der in der ZVfD organisierten Zionisten im Verhältnis zur jüdischen Bevölkerung Hamburgs zunächst relativ gering. Der Schekel war der jährliche, von den Ortsgruppen erhobene Beitrag (1 Mark) zur Deckung der laufenden Ausgaben der zionistischen Bewegung, zu dessen Zahlung jeder Zionist, der das „Baseler Programm“ anerkannte, verpflichtet war. Mit der Leistung des Beitrages wurde der Schekelzahler Mitglied der Zionistischen Organisation und erhielt das Wahlrecht zum Zionistenkongress.


Im März 1909 hatte die Ortsgruppe 302 Mitglieder, ein halbes Jahr später 495 Schekelzahler bei etwa 19.000 Juden in Hamburg. Nach dem Neunten Zionistischen Kongress, der 1909 in Hamburg stattfand, wuchs die Mitgliederzahl jedoch um etwa 100 an. Damit stellten die Hamburger Zionisten zwar eine verhältnismäßig große Gruppe im deutschen Zionismus dar, reichten aber zahlenmäßig und in ihrer Bedeutung für den deutschen Zionismus nicht an die frühen Zentren der Bewegung, Köln und später vor allem Berlin, heran.


In Einklang mit dem sogenannten Hamburger System, der Verfassung der Deutsch-Israelitischen Gemeinde zu Hamburg, das mit Wirkung zum 1. Februar 1865 in Kraft getreten war und sich durch ein hohes Maß an innerjüdischer Toleranz auszeichnete, arbeiteten die Zionisten eng mit der Henry-Jones-Loge, dem regionalen Zweig des Unabhängigen Ordens B’nai B’rith, zusammen. Das von den Logenmitgliedern in der Hartungstraße 9–11 im Grindel eingerichtete Logenheim und die dazugehörige Lesehalle wurden auch von den Zionisten häufig genutzt. Regelmäßige zionistische Versammlungen fanden auch im großen Saal des Konventgartens an der Fuhlentwiete und inoffizielle Treffen im Café Ott an der Ecke Alster- und Neuer Jungfernstieg statt. Im Jahr 1914 besaß die Ortsgruppe ein eigenes Büro in der Große Bleichen 65.

Die ersten Vorsitzenden der Hamburger Ortsgruppe


Die zionistische Ortsgruppe Hamburg-Altona war – wie der deutsche Zionismus insgesamt – stark akademisch geprägt. Unter den Vorstandsmitgliedern befanden sich beispielsweise häufig promovierte Ärzte oder Juristen. Von 1905 bis 1910 stand der ehemalige Breslauer Zionist und Nervenarzt Ernst Kalmus (1874–1959) der zionistischen Ortsgruppe Hamburg-Altona vor. Kalmus, auf den im Vorsitz der Hamburger Rechtsanwalt Bernhard David (1910–1911), der Mitgründer der zionistischen Ortsgruppe Nürnberg-Fürth Gerson Bloede (1911–1912) und der bekannte Berliner Gynäkologe Leopold Landau (1912–1914) folgten, hatte den Vorsitz von dem Altonaer Arzt Louis Franck (1868–1951) übernommen. Franck hatte wiederum im August 1899 den Hamburger Kaufmann Gustav Gabriel Cohen (1830–1906) abgelöst. Nach dem Tod Cohens im Dezember 1906 erschienen in der „Jüdischen Rundschau“ eine Reihe von Nachrufen auf den Mitgründer der Zionistischen Ortsgruppe Hamburg-Altona. Diese würdigten den „Freund und Berater Theodor Herzls“ als einen „Mann mit weitausschauendem Blick, der schon im Anfang der achtziger Jahre […] die Richtlinien des politischen Zionismus gezogen“ und mit seiner 1891 veröffentlichten Schrift „Die Judenfrage und die Zukunft“ „auf die Gestaltung des Zionismus nachhaltigen Einfluss“ ausgeübt hätte.

Die Tätigkeiten der Hamburger Ortsgruppe


Die Tätigkeit der Mitglieder der zionistischen Ortsgruppe Hamburg-Altona umfasste typischerweise die Teilnahme an regelmäßigen Versammlungen, darunter auch den zumeist jährlichen deutschen Delegiertentagen und Zionistenkongressen, sowie Vortrags- und Diskussionsabenden. Daneben wirkten die Hamburger Zionisten am Verfassen der offiziellen Geschäfts-, Jahres- und Kongressberichte mit, wie die im Bericht genannten Schriften und Vorträge von Estermann, Victor, Cohen, Kalmus, Franck, Stiebel und Wolff zeigen. Vor allem aber sollten die regionalen Zusammenschlüsse des Landesverbandes propagandistischen Aktivitäten im Sinne des „Baseler Programmes“ dienen, dessen Inhalte als offizielle Leitlinie der ZO über zionistische Publikationen und die erwähnten Vorträge verbreitet werden sollten.


Darüber hinaus beteiligten sich die Mitglieder der Ortsgruppe an zahlreichen Vereinsgründungen. Bereits vor der Gründung der ZVfD hatte sich unter maßgeblicher Mitwirkung von Gustav Tuch (1834–1909) ein zionistisches Vereinswesen in Hamburg entwickelt. 1905 wurde nun auf Initiative von Franck eine Misrachi-Gruppe orthodoxer Zionisten gegründet, die Teil der Zionistischen Ortsgruppe war. Daneben entstand ein „Jüdischer Volksverein“, der „die Organisierung ausländischer Juden auf nationaler Grundlage“ vorantreiben wollte, wie dem im Bericht genannten Vortrag von (Lazar) Felix Pinkus (1881–1947) zu entnehmen ist. 1906 unterstützte die Ortsgruppe die Gründung einer „Jüdischen Volkslesehalle“, die schließlich 1909 in den Besitz der Ortsgruppe überging und der Jüdischen Bibliothek und Lesehalle angegliedert wurde. Weitere Beispiele für die Beteiligung der Mitglieder an Neugründungen sind die Ortsgruppen des „Verbandes jüdischer Frauen für Kulturarbeit in Palästina“ (1908), des „Kunstgewerbevereins Bezalel“ (1909), der „Gesellschaft zur Verbreitung jüdischer Literaturwerke“ (1910), des „Jüdischen Turnvereins Bar Kochba“ (1910) und des Jüdischen Wanderbundes „Blau-Weiß“ (1914).


Der Bericht aus dem Jahr 1906 nennt auch die Gründung einer Frauenvereinigung der Zionistischen Ortsgruppe, die anfänglich 75 Mitglieder umfasste und von H. Huldschiner, vermutlich der Mutter des Vorstandsmitglieds der Ortsgruppe, Johanna Huldschiner (1848–1915), geleitet wurde. Die Frauenvereinigung leistete karitative Arbeit, indem sie beispielsweise aus Osteuropa eingewanderte Juden unterstützte und Tagesferienkolonien für Kinder errichtete.


Seit 1913 erschien im 14-tägigen Turnus mit einer Auflage von zunächst 7000 Exemplaren auch eine eigene zionistische Zeitung der Ortsgruppe Hamburg-Altona, die „Hamburger Jüdische Nachrichten“. In ihr wurden Artikel über Grundfragen des zionistischen Nationalismus, Berichte über die Tätigkeit der Ortsgruppe und Nachrichten über nationaljüdische und zionistische Vereine veröffentlicht.

Der Deutsche Delegiertentag und der Zionistenkongress in Hamburg


Die wachsende Bedeutung Hamburgs im deutschen Zionismus wurde neben den steigenden Mitgliederzahlen auch darin sichtbar, dass die Hansestadt der Tagungsort des Achten Deutschen Delegiertentages und des Neunten Zionistenkongresses war. Der Achte Deutsche Delegiertentag, der vom 23. bis 25. Mai 1904 im Konventgarten in Hamburg stattfand, versammelte neben zehn Mitgliedern des Zentralkomitees 62 Delegierte und bot als Begleitprogramm eine Hafenrundfahrt mit Ausflug nach Blankenese und die Besichtigung der Auswandererhallen. Er stärkte das Zentralkomitee in seinen Befugnissen und unterstellte die Leitung, besonders die Propaganda und Organisation, einem „Zentralbureau“, das unter Arthur Hantke in Berlin eingerichtet wurde.


Der Neunte Zionistenkongress, der vom 26. bis 31. Dezember 1909 in den Räumen des Konzerthauses am Millerntorplatz auf St. Pauli tagte, wurde vor dem Hintergrund der Jungtürkischen Revolution von heftigen Debatten über die zionistische Ideologie und den Führungsstil des Nachfolger Herzls, David Wolffsohn, begleitet. Im Streit um die Ausrichtung des zionistischen Nationalismus unterstützten die Hamburger Zionisten mehrheitlich die Leitung der ZO. Dennoch bahnte der Neunte Zionistenkongress das Ende der Präsidentschaft Wolffsohns und mit ihr der Dominanz des politischen Zionismus an.

Deutsche Zionisten und die Konstruktion einer hybriden ‚jüdischen Nation‘


Nicht zuletzt trugen die Mitglieder der Hamburger Ortsgruppe mit ihren zahlreichen Redebeiträgen und Publikationen zur Formulierung des zionistischen Nationalismus bei. Besonders intensiv beteiligte sich etwa der Hamburger Arzt und Schriftsteller Max Besser an der zionistischen Rassendiskussion. Einerseits gingen viele deutsche Zionisten wie Besser zwar grundsätzlich von der Existenz unterschiedlich entwickelter „Rassen“ und, damit verbunden, der Verschiedenheit einer „jüdischen Rasse“ aus. Andererseits lehnten sie, die sich häufig selbst als para-kolonialisierte Minderheit verstanden, eine damit verbundene Aufwertung der eigenen und Abwertung anderer „Rassen“ häufig ab, wodurch sie sich gewissermaßen zwischen rassistischem und antirassistischem Denken positionierten. Mit seinem im Bericht genannten Vortrag zum Thema „Judentum und Sozialismus“ ging Besser des Weiteren der Frage nach, wie der deutsche Zionismus zu sozialistischen Ideen stehen sollte.


Der im Bericht erwähnte Austritt von 15 Mitgliedern aus der Hamburger Ortsgruppe nach dem Siebten Zionistenkongress im August 1905 lässt sich wohl auf die allgemeine Unzufriedenheit und interne Streitigkeiten über den Kongressbeschluss der endgültigen Ablehnung des sog. „Uganda-Projektes“ zurückführen: So zählten Cohen, Kalmus und die meisten Ortsgruppenmitglieder nicht zuletzt unter Verweis auf die drängende Gegenwartsnot der russischen Juden zu lautstarken Befürwortern des Plans eines alternativen Territoriums der jüdischen Ansiedlung in Britisch-Ostafrika, für den der 1904 verstorbene Präsident der ZO, Theodor Herzl, nach den Pogromen im russischen Kischinew im Mai 1903 offen geworben hatte. Die Kongressmehrheit, darunter zahlreiche osteuropäische Zionisten, sprach sich jedoch für Palästina als exklusives Ziel jüdischer Ansiedlung aus. Die auf und nach dem Kongress zutage getretene bzw. so wahrgenommene Kluft zwischen westeuropäischen und osteuropäischen Zionisten wurde von vielen Hamburger Zionisten als bestandsgefährdend für die (imaginierte) Einheit des zionistischen Nationalismus betrachtet, wie die im Bericht der Ortsgruppe aufgelisteten Kongressberichte zeigen. Die Minderheit der „Nein-Sager“ in der Hamburger Ortsgruppe, wie die Gegner des „Uganda-Projektes“ in der „Jüdischen Rundschau“ auch genannt wurden, versammelten sich dem Bericht zufolge im neugegründeten „freien Komitee [zur Veranstaltung jungjüdischer Abende]“, das jedoch nach weiteren antijüdischen Ausschreitungen im Russischen Reich seine Arbeit einstellte.


Der Breslauer Nationalökonom und Journalist (Lazar) Felix Pinkus widmete seinen Vortrag in der Hamburger Ortsgruppe dem Antisemitismus im Russischen Reich. Deutsche Zionisten wie Pinkus sahen den Antisemitismus aufgrund seiner impliziten Inhumanität und Irrationalität als Antithese von „Kultur“ und „Zivilisation“ und damit als einen zivilisatorischen Rückschritt in der Menschheitsgeschichte. Indem sie die Ambivalenz der modernen christlichen, abendländischen „Kulturwelt“, die auch den Antisemitismus in seiner gegenwärtigen Form hervorgebracht hätte, bloßstellten, unternahmen sie in ihren Beiträgen eine doppelte Zivilisationskritik.


Die zionistischen Deutungen und Erfahrungen antisemitischer Diskriminierung und Verfolgung beeinflussten nicht zuletzt das Verhältnis des deutschen Zionismus zum (deutschen) Kolonialismus und Imperialismus. Der im Bericht der Ortsgruppe erwähnte zweite Vortrag von Pinkus zum Thema etwa lehnte sich stark an den Vorträgen und wirtschaftspolitischen Ideen Franz Oppenheimers und Otto Warburgs und damit am Vorbild des deutschen Kolonialismus an. Auch finden sich darin kulturimperialistische Deutungsmuster, wenn Pinkus davon spricht, dass die jüdische Kolonisationstätigkeit dazu dienen soll, dass „Palästina und Syrien der Kultur wiedergewonnen werden“. Der zionistische Diskurs über die Kolonisation Palästinas war jedoch keineswegs homogen, sondern zeichnete sich dadurch aus, dass er hegemoniale, koloniale als auch antikoloniale Vorstellungen miteinander verband.


Die Zionismusforschung neigt heute dazu, den deutschen Zionismus „als Teil der ideologischen und politischen Debatte um die Nation und den Nationalismus in Deutschland“ (Stefan Vogt) insgesamt zu betrachten. Der deutsche Zionismus griff ausgiebig auf das Muster und das Arsenal des deutschen Nationalismus zurück und distanzierte sich zugleich von diesem. Er lässt sich daher in Anwendung postkolonialer Theorien als hybrider Nationalismus fassen, der sich auf widersprüchliche Weise zwischen ‚Deutschland‘ und ‚Zion‘, ‚Okzident‘ und ‚Orient‘, Kolonialismus und Antikolonialismus, Nationalismus und Universalismus bewegte.

Auswahlbibliografie


Jüdische Rundschau, Berichtsjahre 1902–1914.
Erika Hirsch, Jüdisches Vereinsleben in Hamburg bis zum Ersten Weltkrieg (Judentum und Umwelt, Bd. 63), Frankfurt 1996, bes. S. 108–118.
Hanno Plass, Der IX. Zionistische Kongress in Hamburg 1909, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 58 (2010), S. 5–27.
Sabrina Schütz, Die Konstruktion einer hybriden ‚jüdischen Nation‘. Deutscher Zionismus im Spiegel der Jüdischen Rundschau 1902–1914 (Formen der Erinnerung, Bd. 68), Göttingen 2019.

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Zur Autorin

Sabrina Schütz, Dr. phil., geb. 1983, ist Gymnasiallehrerin und Lehrbeauftragte in der Abteilung Didaktik der Geschichte an der Universität Regensburg. Sie studierte Geschichte und Englische Philologie an den Universitäten London, Großbritannien, und Regensburg. Dort war sie 2012–2017 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte. Ihre Forschungsschwerpunkte sind: jüdische Geschichte (insbesondere Geschichte des Zionismus) und Geschichte des deutschen und europäischen Nationalismus.

Zitationsempfehlung und Lizenzhinweis

Sabrina Schütz, Die Ortsgruppe Hamburg-Altona als Teil der Zionistischen Bewegung, in: Hamburger Schlüsseldokumente zur deutsch-jüdischen Geschichte, 14.03.2020. <https://dx.doi.org/10.23691/jgo:article-259.de.v1> [09.10.2024].

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