Unter dem Titel „Wiedersehen mit Hamburg“ beschreibt die 1936 aus Deutschland exilierte Grete Berges ihre Rückkehr in die Stadt, aus der sie von den Nationalsozialisten vertrieben wurde. 17 Jahre liegen zwischen Flucht und neuerlicher Ankunft der Schriftstellerin, Übersetzerin und Literaturagentin. Im Jahre 1953 begleitete sie den schwedischen Schriftsteller Per Olof Ekström, dessen Agentin sie war, auf eine Geschäftsreise nach Hamburg. Anlässlich dieser Rückkehr erschien ihr kurzer Artikel „Wiedersehen mit Hamburg“ am 22.7.1953 im Hamburger Abendblatt. Darin schildert sie die ambivalenten Gefühle beim Besuch in der Stadt, in der sie aufgewachsen war und zu der sie sich zugehörig gefühlt hatte, bis sie aufgrund ihrer jüdischen Herkunft gewaltvoll aus ihr vertrieben wurde. Auf die Frage, ob sie sich wieder dauerhaft in ihrer Geburtsstadt niederlassen wolle, fand sie deutliche Worte. Wenn sie sich auch vorstellen könne, Hamburg nochmals zu besuchen, so komme eine langfristige Rückkehr für sie nicht in Betracht. Der Artikel Berges’ steht stellvertretend für zahlreiche Exilierte, deren Karriere und Lebensweg ein abruptes Ende gefunden hatten. Doch auch nachdem die Fluchtursachen weggefallen waren, so macht Berges’ Schlussfolgerung deutlich, war eine Heimkehr und ein Wiederaufnehmen dieser abgerissenen Fäden nicht ohne Weiteres möglich. Vielmehr wirkte das Exil fort und fand mit dem Kriegsende 1945 kein Ende.
Grete Berges, Wiedersehen mit Hamburg, 22.7.1953, S. 6, veröffentlicht in: Hamburger Schlüsseldokumente zur deutsch-jüdischen Geschichte, <https://dx.doi.org/10.23691/jgo:source-212.de.v1> [31.10.2024].