Am 2.5.1947 schickte
                Oberregierungsrat Fritz
                Klesper, Leiter des 1947 gegründeten
                Hamburger Landesamtes für Vermögenskontrolle
                (Verwaltung des nationalsozialistischen Vermögens und Bearbeitung von
                „Wiedergutmachungs“- und Restitutionsleistungen), ein dreiseitiges Schreiben an
                seinen Vorgesetzten, den Hamburger Oberfinanzpräsidenten. Es
                ging um die „Wiedergutmachungsansprüche“, die Kurt
                Lavy angemeldet hatte. Er war 1938 als Jude aus
                
Hamburg-Bergedorf
                zusammen mit seiner Frau Anna-Maria nach
                
Rio de Janeiro
                geflohen. Klesper bezog sich auf Akten der
                
Gestapo und auf
                Lavys Vermögenserklärung vom
                8.7.1938. Er übernahm für
                Lavys ehemaligen Eigentumsanteil an der Bergedorfer
                Firma Faserstoff-Zurichterei GmbH einen auf 38
                Prozent herunter gerechneten Gemeinen Wert, den das
                
Finanzamt
                Bergedorf
                1938 zu
                
„Arisierungszwecken“
                vorgeschlagen hatte. Reichsstatthalter
                
Karl Kaufmann, der die
                
„Arisierung“
                1938 genehmigte, hatte aber die entsprechende Wertminderung
                auf 50 Prozent festgesetzt. Das war Klesper
                1947 bekannt. Klesper war
                ab 1937 Leiter der Überwachungs- und Strafabteilung der
                Devisenstelle gewesen, die schon damals dem
                Oberfinanzpräsidenten unterstellt war und mit der
                
Gestapo und der
                Zollfahndungsstelle die zum Verlassen des Landes
                gedrängten Jüdinnen und Juden ausgeplündert hatte. Nach
                1945, als er seine Karriere ausgerechnet im
                Landesamt für Vermögenskontrolle fortsetzte, bezog
                er sich in seinem Schreiben auf die besonders extremen
                
„Arisierungsberechnungen“
                des 
Finanzamtes
                Bergedorf
                von 1938 und empfahl damit 1947
                eine zweite Enteignung von Lavys
                Firmeneigentum.
    Schreiben von Fritz Klesper an den Hamburger Oberfinanzpräsidenten vom 2.5.1947, veröffentlicht in: Hamburger Schlüsseldokumente zur deutsch-jüdischen Geschichte,
    <https://dx.doi.org/10.23691/jgo:source-206.de.v1> [31.10.2025].