Paul Dessaus Szenisches Oratorium „Hagadah“ auf einen Text von Max Brod ist das wichtigste Werk des in Hamburg geborenen Komponisten aus der frühen Zeit der Emigration nach Frankreich, in der er sich seiner jüdischen Wurzeln besann und in den Dienst der zionistischen Bewegung stellte. Die Spuren eines komplizierten Entstehungsprozesses finden sich auch in der Skizze zur Moses-Arie im fünften Teil des Werkes. Brod sandte seine Textentwürfe aus Prag nach Paris und Umgebung, wo Dessau seit 1933 lebte. Dessen Kompositionsentwürfe gingen zur Begutachtung wieder zurück nach Prag. In der Skizze bat der Komponist um eine Textergänzung, die er später auf demselben Papier per Post zugestellt bekam. Trotz der erschwerten Arbeitsbedingungen konnte das Oratorium zwischen 1934 und 1936 weitgehend fertiggestellt werden, doch die geplante Aufführung im Jüdischen Kulturbund Frankfurt am Main 1936 scheiterte. Als Dessau 1939 Frankreich Richtung USA verließ, gingen auch Skizzen, Entwürfe und Partitur auf die Reise. Mit der Rückkehr des Komponisten nach Deutschland 1948 war die Odyssee seines Werkes jedoch nicht beendet. Noch einmal wurde es zum Spielball politischer Verwerfungen und selbst die Aufführungsgeschichte hielt einige Fallstricke bereit.
Paul Dessau, Hagadah, Paris / Herblay 1934-1936, veröffentlicht in: Hamburger Schlüsseldokumente zur deutsch-jüdischen Geschichte, <https://dx.doi.org/10.23691/jgo:source-213.de.v1> [21.12.2024].