Bei der Quelle handelt es sich um einen von etwa 20.000 Berichten, die Spitzel
der
Polizeibehörde über
die Gespräche in
Hamburger Gastwirtschaften und auf öffentlichen Plätzen
zwischen Ende 1892 und Ende 1910 verfassten.
Nach dem Ende des Sozialistengesetzes
war
der
Hamburgische Senat
von einer panischen Angst vor der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung und dem
Ausbrechen sozialer Revolten getrieben. Im Zuge der Reorganisation der
Hamburger Polizei nach
preußischem
Vorbild zu Beginn der 1890er-Jahre setzte der Leiter der politischen Polizei den Aufbau einer Abteilung zur
Erkundung der Stimmungslage und politischen Einstellung von
Hamburger Arbeitern und
Handwerkern durch. Die Abteilung bestand aus sechs Beamten, die als Arbeiter
verkleidet durch die
Hamburger Kneipen, Bierhallen und Straßen streiften, die
Gespräche der Anwesenden observierten und anschließend Berichte erstellten. Die
Stadt wurde in 16
Vigilanz bezirke aufgeteilt, einer von
diesen war das hafennahe Viertel
Billwerder Ausschlag.
Diese Stimmungsberichte der
Hamburgischen
Politischen Polizei fanden in der
geschichtswissenschaftlichen Forschung lange Zeit kaum Beachtung, bis der
Historiker
Richard J. Evans
diesen für die Kultur- und Alltagsgeschichte der Arbeiter, Handwerker und
Unterschichten ungemein aussagekräftigen Bestand ausgewertet und eine Auswahl
der
Vigilanz bericht herausgegeben hat. Der
vorliegende Bericht aus dem Jahr 1898, der vom
Criminal-Schutzmann
Erxleben erstellt wurde, gibt Einblick in eine
alltägliche Gesprächssituation, in der
antisemitische Stereotypen bedient wurden.
Die Polizei-Behörde. Abteilung II (Politische und Criminal-Polizei), Bericht des Criminal-Schutzmannes Erxleben. Betr. Betrifft Die in den Straßen und Wirthschaften ausgeübten Vigilanzen Beobachtungen, Hamburg, 1.10.1898, veröffentlicht in: Hamburger Schlüsseldokumente zur deutsch-jüdischen Geschichte,
<https://dx.doi.org/10.23691/jgo:source-98.de.v1> [21.11.2024].