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Währenddessen war Kurt beim Heimnachmittag.
Die Gruppe war vollzählig versammelt. Auch Julles
Onkel war gekommen. Das hatten die Wände des
kleinen Zimmerchens noch nicht erlebt, seitdem die
Jungen den Raum gemietet und zum Bundesheim aus-
gestaltet
hatten: ein Onkel beim Heimnachmittag!
Aber Julies Onkel war gar kein gewöhnlicher
Onkel. Er kannte jedes hebräische Lied, das die Gruppe
sang, und sang aus voller Kehle mit. Die zwölf Jungen
staunten mächtig.
„Ich bin erst vor kurzem von meiner Palästina-
reise
wiedergekommen“, erklärte Herr Siegler. „Dort
habe ich die Lieder gelernt.“
Als Mosche, der Gruppenleiter, auf die Hauptsache
zu sprechen kam und die Einladung bekanntgab, kannte
die Begeisterung keine Grenzen. Alle sprangen auf
Herrn Siegler zu und drückten ihm die Hand. Atze, der
beste Turner, versuchte vor Freude sogar einen
Hand-
stand
auf dem Tisch, und Tippel, der Gruppen-Clown,
schrie:
„Himmel, Donner, Blitz und noch was,
nun wird das Sommerlager doch was!“
Herr Siegler sagte: „Ihr braucht mich nicht zu
siezen, Jungens. Sagt nur ruhig ,Leo‘ zu mir.“ — Da
fiel es Kurt auch auf, daß Julles Onkel jetzt gar keinen
Schlips umgebunden, sondern den weichen Hemdkragen
umgelegt hatte. So sah er aus wie ein jüdischer Arbeiter
aus
Palästina, wie
Kurt sie oft auf Bildern gesehen
hatte.
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Nun wurden die Einzelheiten besprochen. Wieviel
Geld jeder von seinen Eltern mitbekommen würde, was
die Bahnfahrt zum Gut koste, welche Zelt- und Sport-
geräte
die einzelnen Chawerim Freunde mitbringen würden und
all die vielen anderen Fragen, die eine Gruppe klären
muß, wenn sie auf ein Lager zieht. — Dann bat Mosche
um Vorschläge für die Gestaltung des Lagers.
„Himmel, Donner, Blitz und noch was — “
nun wird das Sommerlager doch was!
„Laßt uns vom Lager aus viele Wanderungen
machen“, schlug Zwi vor.
„Wir wollen unser Essen selbst abkochen.“ Das
war natürlich Maxi, der Baal-Guf Träger
eines Körpers.
„Wir wollen viele Geländespiele spielen“, meinte
Zappel. Zappel war der Jüngste der Gruppe. Er
konnte nicht fünf Minuten lang still sitzen.
Die Jungen vom „Gusch“. Ein jüdisches Jugendbuch, Berlin 1936, S. 22-23, veröffentlicht in: Hamburger Schlüsseldokumente zur deutsch-jüdischen Geschichte, <https://dx.doi.org/10.23691/jgo:source-115.de.v1> [21.12.2024].