Im Jahr 1675 veröffentlichte der sefardische Drucker David de Castro Tartas in
Amsterdam
das 1652 verfasste Lied איין שין נייא ליד / וואש צו האמבורג איז
גישעהן [Ain sche̍n neiʼ lid / waś zu
Hamburg
is gėschehe̍n]. Dabei handelt es sich um eine westjiddische Liedflugschrift
im Oktavformat, bestehend aus vier Folio, also acht Seiten (inklusive
Titelblatt). Diese Flugschrift existiert weltweit in zwei Kopien: in der
Bodleian Library
(Universität Oxford)
und in der Bibliotheca
Rosenthaliana (Amsterdam). Solche kleinen Flugschriften waren in der frühen Neuzeit sehr
gebräuchlich: Sie konnten relativ günstig hergestellt werden und erreichten
dadurch ein großes Lesepublikum. Amsterdam war eines der
Druckzentren westjiddischer
Literatur, die dort produzierten Werke wurden im gesamten aschkenasischen Raum
vertrieben. Der Autor des Liedes gibt sich als ein gewisser Ezechiel (Jeḥaskʼel) zu erkennen. Er war Sohn eines
professionellen Schreibers. Über sein Leben ist sonst nichts weiter bekannt,
eventuell lebte er in Amsterdam. Jedoch zeugt das Lied davon, dass Ezechiel die Verhältnisse in Hamburg und Altona sehr gut kannte.
Ob er von den Ereignissen aus zweiter Hand erfuhr oder sich selbst einige Zeit
dort aufhielt, bleibt ungeklärt. Der Autor dieses „historischen Liedes“
wünschte, dass man seinen Text auf die Melodie von „Einstmals, da ich Lust
bekam“ singen solle, ein im 17.
Jahrhundert recht bekanntes Lied.
Ezekiel, Ain schėn nei’ lid, Hamburg 1652, hrsg. v. David de Castro (Amsterdam, 1675) (übersetzt von Diana Matut), veröffentlicht in: Hamburger Schlüsseldokumente zur deutsch-jüdischen Geschichte,
<https://dx.doi.org/10.23691/jgo:source-103.de.v1> [14.07.2025].
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