Am 10.12.1904 fiel dem leitenden
Polizeikommissar in den Auswanderungshallen der
Hamburg-Amerika-Linie
(
HAPAG) im Hafen,
Wenzel Kilian Kiliszewski, ein gewisser
„Jossl Kalischer“ auf. Scheinbar ein jüdischer Durchwanderer aus dem
russländischen Reich
entpuppte er sich als Redakteur der sozialdemokratischen
Tageszeitung Vorwärts,
Julius
Kaliski. Trotz seiner Verkleidung konnte Kiliszewski ihm kein Vergehen nachweisen, und
Kaliski konnte die
Auswanderungshallen als freier Mann verlassen. Zwei Tage später, am 12. Dezember, informierte Kiliszewski die
HAPAG-Geschäftsleitung über den Fall. Die Antwort erfolgte am
gleichen Tag: „Unser Herr Generaldirektor war der Ansicht,
dass es am besten sei, der Sache keinen besonderen Werth beizulegen...“
. Bereits am Morgen des
gleichen Tages hatte der Vorwärts die Publikation angekündigt. Zwischen dem
20.12.1904 und dem 10.1.1905 erschienen unter dem Titel „Mit
Ballin Unterwegs“ sechs
Artikel über
Kaliskis
Reise von der preußischen Grenze nahe
Tilsit in Ostpreußen
nach
Hamburg. Um
Einblick in die Behandlung osteuropäischer Migranten während des Transits durch
Deutschland
auf dem Weg in die
USA zu erhalten, verkleidete sich
Kaliski als einfacher
jüdischer Migrant. Die Artikel dokumentieren die verschiedenen Stationen der
Reise vom der preußisch-russischen Grenze bis zu den
HAPAG Auswandererhallen im
Hamburger
Hafen.