Frauenleben
Werk und Wirken jüdischer Frauen in Hamburg
Inhalt >

„Die Geschichte der deutschen Juden […] lässt sich nicht mehr schreiben, ohne die unterschiedlichen Lebensverhältnisse von Frauen und Männern in den Blick zu nehmen.“
  Einführung ins Ausstellungsthema durch Christina von Braun

Inhalt

Der Blick auf historische und gegenwärtige Frauenbiografien und das Wirken von Frauen in verschiedenen Handlungsfeldern eröffnet neue Perspektiven auf die jüdische Geschichte. Die weit verbreitete klischeehafte Wahrnehmung von Juden als ausschließlich orthodox und männlich widerspricht nicht nur der gesellschaftlichen Realität, sie verkennt auch die wichtige Rolle von Frauen in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft, Kultur und Familie. Zudem verstellt sie den Blick auf die Diversität jüdischen Lebens, die sich auch in einer Vielzahl weiblicher Rollenbilder ausdrückt.

Die siebte Online-Ausstellung betrachtet jüdische Frauen als Akteurinnen in ihren jeweiligen Handlungsfeldern: von der Familie bis zum Ärztekongress, von der Schule bis zum Gericht oder vom Theater bis zur Reederei. Anhand von Egodokumenten werden Schlaglichter auf exemplarische Frauenbiografien und ihre historische Bedeutung geworfen. Notwendigerweise werden dabei viele bedeutende Frauen ausgelassen, auch können nicht alle Kapitel den gesamten Zeitraum jüdischen Lebens in der Hansestadt und die unterschiedlichen historischen Rahmenbedingungen umfassen. Schließlich sei darauf hingewiesen, dass die im Vergleich zur Männergeschichte schlechte Überlieferung weiblicher Selbstzeugnisse eine zusätzliche Einschränkung bedeutet, woran sich zugleich der historisch geringere Bildungszugang als auch traditionelle Rollenzuschreibungen spiegeln. Um auch die Gegenwart abzubilden, wurden zusätzlich Interviews mit Repräsentantinnen des jüdischen Lebens in Hamburg geführt. Wie die Protagonistinnen selbst ihr „Jüdischsein“ definierten und definieren, variiert dabei von Person zu Person sowie von den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die Spannweite reicht von traditionell-religiös, über zionistisch oder bürgerlich-liberal bis zu „jüdisch“ als Fremdzuschreibung.

Die fünf Kapitel (1. Familiäres und Privates, 2. Lernen, Lehren und Forschen, 3. Politik und Gesellschaft, 4. Kunst und Kultur, 5. Arbeitswelten) umreißen verschiedene Handlungsfelder. Sie stellen jeweils etwa sieben Akteurinnen in ihrem Wirken dar und gehen dabei grob chronologisch vor. Auf diese Weise wird die Entwicklung der rechtlichen Rahmenbedingungen und der tradierten Geschlechterrollen und Familienbilder, die die Handlungsmöglichkeiten prägten, nachgezeichnet.

Überblick über die Protagonistinnen (B-L)

Überblick über die Protagonistinnen (L-W)

Familiäres und Privates

„Nach der jüdischen Tradition ist die Frau alleine für den Haushalt verantwortlich, wozu in erster Linie die Führung der koscheren Küche und die Gestaltung der religiösen Feiertage gehört. […] Trotz all der großen Veränderungen, waren die meisten jüdischen Ehen bis weit ins 19. Jahrhundert hinein arrangiert, in orthodoxen Familien dauerte diese Tradition noch lange danach an. Die Familie stellte die Weitergabe der jüdischen Tradition sicher.“

Für das Familienleben Hamburger Jüdinnen in der Frühen Neuzeit konstatiert die Alltagsgeschichte jenseits der Überlieferungen prominenter Frauen wie Glikl von Hameln (1646–1724), die hier stellvertretend für viele Frauen vorgestellt wird, eine dünne Quellenlage. Obwohl Frauen neben Kindererziehung und Haushaltsführung in der Abwesenheit ihrer handeltreibenden Ehemänner mitunter mit der Geschäftsführung betraut wurden.

Die rechtliche Gleichstellung der Hamburger Juden 1861 ermöglichte auch Frauen neue Chancen und mit der jüdischen Wohlfahrtspflege gab es ein traditionell weibliches Betätigungsfeld, das sich mit der Entstehung der bürgerlichen Frauenbewegung weiter ausbildete. Die Moderne brach herkömmliche Familienstrukturen auf, gleichzeitig wuchs die Zahl interkonfessioneller Ehen Anfang des 20. Jahrhunderts.

Die Machtübernahme der Nationalsozialisten zerstörte jüdische und interkonfessionelle Familien. Das nach der Schoah zögerlich neu entstandene jüdische (Gemeinde-)Leben erhielt durch den Zuzug persischer Jüdinnen und Juden ab 1950 und sogenannter jüdischer Kontingentflüchtlinge ab 1989 neue Facetten.

Dieses Kapitel gibt exemplarische Einblicke in familiäre Netzwerke (Betty Heine, Charlotte und Anna Embden, Jette bat Glückstadt), weibliche Bildungswege (Sophie Magnus), Frauenemanzipation und Kindererziehung (Johanna Goldschmidt) sowie in die Rettung von Kindern während der Schoah (Eva Warburg). Auch die besondere Rolle der Frau in der Emigration wird beleuchtet (Steffi Wittenberg).

„Fast alle Deine früheren Gedichte, sind schon von mir parodirt worden, […] und nur ein Chimborasso ungestopfter Strümpfe, hindert mich ein blauer Namensvetter zu werden.“ (Anna Embden)

Betty Heine, Charlotte und Anna Embden

Zahlreiche Briefe, ediert und digital zugänglich im Heinrich-Heine-Portal bezeugen den regen schriftlichen Austausch zwischen den Frauen der Familie Heine und ihrem berühmten Sohn, Bruder und Onkel. In drei exemplarisch ausgewählten Briefen aus den Jahren 1851 und 1854, die Heinrichs Mutter Betty Heine (1771–1859, eigentlich Peira, geb. van Geldern) sowie die Schwester Charlotte Embden (1800–1899), geborene Heine, und deren Tochter Anna (geb. 1829) dem Dichter in sein Pariser Exil sandten, werden nicht nur mütterliche Fürsorge und Ratschläge an den Sohn (vgl. Brief vom 11.11.1851) lesbar. Deutlich wird auch die zugewandte Unterstützung Charlotte Embdens für ihren Bruder, die mit dessen Verleger Julius Campe in Kontakt stand, ihm gegenüber auch den Bruder vertrat und, wie im Brief vom 26.1.1854 erwähnt, Büchersendungen nach Paris organisierte: „Hoffentlich wirst Du die Kiste erhalten haben, Campe ist schuld daß sie 8 Tage später abgegangen ist.“ Embden wurde in der Familie Heine eine liberal-aufklärerische Bildung zuteil. In Hamburg, wo sie von den 1820er-Jahren bis zu ihrem Tod lebte, brachte sie als Salonière in den 1840er-Jahren Persönlichkeiten der zeitgenössischen Literatur, Kunst und Musik zusammen. Auch ihre Tochter Anna tritt in dem Brief vom 12.11.1854 als selbstbewusste junge Frau und Rezipientin in Erscheinung, die die Gedichte ihres Onkels „parodirt“ und der die Lektüre „größten[n] geistige[n] Genuß“ bereitet.

Quelle: © The Central Archives for the History of the Jewish People Jerusalem. Ebenfalls: StAHH, 741-4 Fotoarchiv, Nr. Sa 927. Quelle und Transkript >

Jette bat Glückstadt

„Ferner soll man ein ganzes Jahr in der Synagoge für mich ein Todtenlicht brennen, auch von meiner Verlaßenschaft meinen Leichenstein stellen, und die Be gräbnißkosten nebst eine Kutsche […] bezahlen, in welcher 4 Frauen meine Leiche begleiten sollen.“

Jitte Glückstadt, eine ledige Altonaer Jüdin, ließ am 8.4.1774 ihr Testament niederschreiben. Durch ein Testament (von lateinisch testare = bezeugen) lässt sich regeln, was nach dem Tod mit dem eigenen Besitz geschehen und wie die Bestattung und Trauerfeier aussehen sollen. Dies machte auch Jitte Glückstadt. Zwei Männer kamen an ihr Krankenbett und ließen sich ihren letzten Willen diktieren. Das Testament, wie es heute erhalten ist, ist aber nicht das hebräische oder jiddische Original, sondern eine Übersetzung ins Deutsche. Dies ist erwähnenswert, da sich Hochdeutsch im 18. Jahrhundert noch nicht zur Umgangssprache unter den deutschen Juden entwickelt hatte. Die Übersetzung wurde für die nichtjüdischen Ämter nach dem Tod von Jitte Glückstadt am 8.7.1774 angefertigt, damit auch die nichtjüdischen Altonaer verstehen konnten, welche Verfügungen Jitte getroffen hatte. Testamente von Jüdinnen und Juden wurden nur dann übersetzt und bei nichtjüdischen Behörden hinterlegt, wenn es hierfür auch einen Grund gab. Ein solcher Grund konnte sein, dass die Schulden den Nachlass überstiegen. Da dann einige Gläubiger, zu denen eben auch Nichtjuden zählen konnten, auf ihr Geld verzichten mussten, sollten diese auch darüber informiert sein, ob überhaupt ein nennenswerter Nachlass vorhanden war, aus dem die Schulden beglichen werden konnten. weiterlesen >

Johanna Goldschmidt

„Unsere Kinder sind nicht für uns da, sondern wir für sie.“

Im Sommer 1849 erschien bei Hoffmann & Campe ein Buch mit dem Titel „Muttersorgen und Mutterfreuden. Worte der Liebe und des Ernstes über Kindheitspflege. Von einer Mutter. Mit einer Vorrede vom Seminardirector Diesterweg.“ Die Verfasserin war Johanna Goldschmidt (1806–1884) aus Hamburg, die in den elf Kapiteln und insgesamt 220 Seiten ihre Überlegungen zur Kindererziehung darlegte. Beeinflusst waren ihre Ideen durch ihre persönlichen Erfahrungen als Mutter sowie durch die Bewegung der Reformpädagogik. Der bekannte Pädagoge Adolph Diesterweg würdigte in seiner „Vorrede“ den schlichten und klaren Stil des Manuskripts; ein „ehrenvolle[r] Platz“ solle der Schrift zuteilwerden (Vorrede, S. XI). Er trat fortan in einen Briefwechsel mit Johanna Goldschmidt. In dem wechselseitigen Austausch vertieften die beiden die Diskussion um Ideen zur Kleinkindbildung. Neu war, dass Johanna Goldschmidt den Säugling in den Blick nahm und damit die Frühphase des Kleinkindes, die bislang in den pädagogischen Überlegungen vernachlässigt worden war. weiterlesen >

Quelle: Bereitgestellt durch die Bayerische Staatsbibliothek, Signatur: Paed.pr. 2463, URN: http://mdz-nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:12-bsb10760635-5, Kein Urheberrechtsschutz - nur nicht kommerzielle Nutzung erlaubt. Quelle und Transkript >
Quelle: Auszug aus Sophie Magnus' Kindheitserinnerungen von 1919, S. 28, IGdJ-Archiv, 13-080.

Sophie Magnus

„Vater wünschte auch mathematischen Unterricht für uns, der aber daran scheiterte, dass der einzige Lehrer, Herr Lübsen, der damals in Hamburg dafür in Frage kam das Ansinnen, Mädchen zu unterrichten mit Entrüstung zurückwies. So konnte diese gute Absicht nicht durchgeführt werden und ich musste ohne einen Begriff von Mathematik durchs Leben gehen.”

In den kurz vor ihrem Tod verfassten Kindheitserinnerungen beschreibt Sophie Magnus (1840–1920), geb. Michaela Sophie Isler, ihr Aufwachsen in einem bildungsbürgerlichen und sozialpolitisch aktiven Elternhaus.

Geprägt von ihrer Erziehung, engagierte sich die gebürtige Hamburgerin nach ihrer Heirat mit dem Juristen Otto Magnus (1836–1920) an ihrem neuen Wohnort in Braunschweig für die Verbesserung der Lebensumstände gesellschaftlich benachteiligter Gruppen. So war sie 1871 an der Gründung eines Erziehungsvereins beteiligt oder initiierte einen Kinderschutzbund. Darüber hinaus wurde sie 1888 in den Vorstand der neu gegründeten Braunschweiger „Mägdeherberge“ gewählt, die dienstsuchenden Mägden einen vorübergehenden Aufenthalt ermöglichte.

Zu ihren Eltern, Dr. Meyer Isler (1807–1888) und Emma Isler (1816–1886), geb. Meyer, verband Sophie Magnus ein enges Verhältnis. Von ihnen übernahm sie die Überzeugung, dass Mädchenerziehung über die Rolle als spätere Haus- und Ehefrau hinausgehen und selbstständige Persönlichkeiten hervorbringen sollte. Entsprechend investierten sie in die Bildung ihrer Tochter, die mit fünf Jahren im privaten Elternhaus mit zwei angestellten Volksschullehrern und einer kleinen Gruppe von Mädchen begann. Anschließend besuchte Sophie Magnus eine private Töchterschule in der ABC-Straße in der Hamburger Neustadt. Es folgte weiterer Privatunterricht, immer auch von ihrem Vater, der sie unter anderem in naturkundlichen Fächern und Latein lehrte – wohl auch aufgrund der im Zitat geschilderten Probleme.

Eva Warburg

„Schweden”

Auf sechs Seiten aus einem Notizblock notierte die Kindergärtnerin Eva Warburg die Namen einiger Kinder des von ihr geführten Tagesheims für jüdische Kinder im Hamburger Jungfrauenthal 37, die angesichts der zunehmenden Verfolgung Ende 1938 ins Ausland evakuiert werden sollten. Der Zettel befindet sich heute im Archiv der zentralen israelischen Gedenkstätte Yad Vashem. Laut einem handschriftlichen Verweis in demselben Quellenbestand notierte ihre Mutter Anna Warburg nach der Abreise ihrer Tochter nach Schweden noch die Ziele der Verschickung auf dieser Liste. Auf dem hier dargestellten Ausschnitt sind die Namen zweier Geschwisterpaare und eines Jungen notiert, die nach Schweden gebracht werden sollten. […] Die jüdische Gemeinde in Stockholm hatte Eva Warburg im September 1938 eingeladen, nach Schweden zu kommen. Das Hilfskomitee schätzte ihre Tätigkeiten in der Kinder- und Jugendarbeit und der zionistischen Flüchtlingshilfe und hoffte, dass Warburg sie in Schweden für die Gemeinde fortsetzen würde. Eva Warburg, die durch ihre in Schweden geborene Mutter, die bekannte Pädagogin Anna Warburg, über schwedische Sprachkenntnisse verfügte, hinterließ mit ihrer Arbeit in der Kinder- und Jugendalija in Schweden tatsächlich bleibende Eindrücke. weiterlesen >

„In dem Moment, als es eben wirklich darauf ankam zu überleben, da hat meine Mutter […] mehr Initiative gehabt.”
Quelle: FZH/WdE 298, Interview mit Steffi und Kurt Wittenberg, Teil II, am 8.1.1995, 3A, 00:24:00, Interviewerin: Sibylle Baumbach (Audioauszug, leicht gekürzt) und FZH/WdE 298, Gedicht von Steffi Hammerschlag(-Wittenberg) zum Muttertag, Hamburg/Montevideo 1939.

Steffi Wittenberg

Steffi Wittenberg (geb. Hammerschlag, 1926–2015) gelang im Dezember 1939 zusammen mit ihrer Mutter die Flucht nach Montevideo, Uruguay, wohin Vater und Bruder bereits im Oktober 1938 ausgewandert waren. Die rettende Emigration aus NS-Deutschland bedeutete zugleich einen Neuanfang in unbekannter Umgebung, der die Familie – wie die meisten Auswanderer-Familien – vor Herausforderungen stellte. Dass gerade in der Anfangszeit den Frauen in der Emigration eine besondere Bedeutung für die Neuorganisation des Alltags und Familienlebens zukam, erinnern Steffi und ihr Mann Kurt Wittenberg in diesem 1995 für die Werkstatt der Erinnerung aufgenommenen Interview: Aufgrund ihres oftmals geringeren Alters, der traditionellen Rollenverteilungen und ihres häuslichen Aufgabenbereichs sei den Müttern die Anpassung leichter gefallen.

Insgesamt lebte Steffi Wittenberg acht Jahre in Uruguay, wo sie auch ihren späteren Mann Kurt kennenlernte. Das junge Paar wohnte dann in den USA, engagierte sich dort gegen Rassismus und geriet dadurch schnell ins Visier der antikommunistischen Hetzjagd der McCarthy-Ära. Nachdem der Prozess um die gegen beide eingeleiteten Ausweisungsverfahren in einem Vergleich gemündet war, erfolgte 1951 die Rückkehr nach Deutschland. Das Paar ließ sich in Hamburg nieder. Dort gehörte Steffi Wittenberg bis zu ihrem Tod 2015 zu den engagiertesten Zeitzeuginnen, der die Erinnerung an die NS-Zeit eine fortwährende Mahnung zum Kampf gegen Unrecht und Ungerechtigkeiten in der Gegenwart war.

Lernen, Lehren und Forschen

Lange war Schulbildung im Judentum weitgehend gleichgesetzt mit religiöser Bildung und fast ausschließlich der männlichen Welt vorbehalten. Dies änderte sich um die Wende zum 19. Jahrhundert, als mit den Ideen der Aufklärung ein umfassender innerjüdischer Prozess der Säkularisierung begann, in dem Bildung und Wissenschaft Schlüsselpositionen zukamen. Das Erstarken weltlicher Bildung veränderte die Rolle jüdischer Mädchen und Frauen, die nicht länger auf die häusliche Dimension begrenzt war. Unter den jüdischen Schulen, die in Folge der 1860 verabschiedeten allgemeinen Schulpflicht entstanden, befanden sich auch zahlreiche Einrichtungen für Mädchen.

Als um 1900 deutsche Universitäten endlich ihre Hörsäle auch für Frauen öffneten, waren unter den ersten Studentinnen bis zu ein Drittel Jüdinnen, ein überproportional hoher Anteil. Besonders in die Medizin zog es viele jüdische Studentinnen, da die freien Berufe eine bessere Perspektive versprachen als die Beamtenlaufbahn oder das Angestelltendasein. Rahel Liebeschütz-Plaut steht für eine junge Generation engagierter jüdischer Medizinerinnen zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Schulleiterin Mary Marcus widmete ihr Leben ganz der Mädchenbildung. Die Biografie der Lehrerin Lilli Popper spiegelt die pädagogische Reformbegeisterung bis zu Beginn der 1930er-Jahre, gepaart mit einem starken Bewusstsein um eine jüdische Identität und schließlich den Bruch mit dem zunehmend antisemitischen Deutschland. Agathe Lasch, Hedwig Klein, Rosa Schapire und Gertrud Bing gehörten zur ersten Generation deutscher Geisteswissenschaftlerinnen und stehen stellvertretend für die kurze intellektuelle Blütezeit in der Hansestadt während der 1920er-Jahren. Die ausgewählten Quellen zeigen die gesellschaftliche Aufbruchsstimmung in Teilen des jüdischen Bürgertums, in der auch Rollen von Frauen und Mädchen neu geschrieben wurden. Gleichzeitig verweisen sie auf die rasante politische Entwicklung, abbildbar in der Spanne eines Lebens: von gesellschaftlicher Öffnung und Emanzipation zu geistiger Verengung, Diktatur und antisemitischer Verfolgung. In den Jahrzehnten nach 1945 stieg die Zahl von Frauen in Bildung und Wissenschaft zwar schnell. Es brauchte aber noch lange, bis auch jüdisches Leben und jüdische Bildung wieder zu einer neuen Normalität in Hamburg wurden. Das Video von Deborah Tal-Rüttger gibt Einblicke in die Gegenwart jüdischer Bildungsarbeit.

Getrud Bing

Seit etwa einem Jahr war Gertrud Bing (1892–1964) an der Kulturwissenschaftlichen Bibliothek des Kunsthistorikers Aby Moritz Warburg angestellt, als sie ihm am 29.1.1923 in einem Brief von einem Vortrag des Philosophen Ernst Cassirer berichtete. 1921 hatte sie bei Cassirer promoviert – er war es auch, der ihr kurze Zeit später die Stelle in Warburgs Institution vermittelte.

Zunächst arbeitete Bing als Bibliothekarin unter der stellvertretenden Institutsleitung des Kunsthistorikers Fritz Saxl. 1924 wurde sie Warburgs persönliche Sekretärin und Assistentin und begleitete ihn auf Forschungsreisen nach Italien. Von ihrer wachsenden Bedeutung für die Kulturwissenschaftliche Bibliothek zeugt das von August 1926 bis Oktober 1929 geführte institutionelle Tagebuch, in dem Warburg seiner Anerkennung Bings mit ironischen Beinamen, wie „Herr Bingius” oder „Bingiothek” Ausdruck verleiht.

Als inzwischen stellvertretende Direktorin war Bing ab 1933 daran beteiligt, die circa 60.000 Bände vor dem Zugriff der Nationalsozialisten zu retten und nach London zu verschiffen. Dort baute sie, gemeinsam mit Saxl, das Warburg Institute neu auf. In den folgenden Jahren wurde die Einrichtung zu einer wichtigen Anlaufstelle für von den Nationalsozialisten vertriebene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Bing und Saxl bemühten sich um die Vermittlung neuer Stellen sowie die Beschaffung finanzieller Mittel für die so genannten Displaced German Scholars. 1955 wurde Bing Direktorin des Instituts und erhielt eine damit verknüpfte Professur an der Universität London.

„Demnächst liefere ich wieder einen Bericht über die Fortschritte meiner Katalogarbeit, die schon wieder allerlei schönes Neues gefördert hat.“
Quelle: WIA (=Warburg Institute Archive), GC (=General Correspondence), Gertrud Bing an Aby Warburg, 29.1.1923, CC BY-NC-ND 4.0.

Hedwig Klein

„Gern würde ich mich […] an der systematischen Durcharbeitung des in den türkischen Bibliotheken vorhandenen reichen Quellenmaterials beteilligen.“

Am 2.11.1941 richtete die Hamburger Arabistin Hedwig Klein einen handschriftlichen, zweiseitigen Brief an den Hamburger Bankier Dr. Rudolf Brinckmann (1889–1974). Sie brachte darin ihre Hoffnung zum Ausdruck, in die Türkei auswandern zu können, um sich dort als ausgebildete Orientalistin niederzulassen.

Hedwig Klein war zu diesem Zeitpunkt 30 Jahre alt. Die Tochter eines Kaufmanns aus Antwerpen hatte an der Hamburger Universität die Fächer Islamwissenschaft, Semitistik und Englische Philologie belegt. Ihr Studium schloss sie 1937 mit einer Doktorarbeit über eine „textkritische Teilausgabe einer arabischen Handschrift über die Geschichte von Oman“ ab, wie sie dem Adressaten berichtete. Trotz einer ebenso erfolgreichen mündlichen Prüfung im Jahr 1938 wurde ihr der Doktortitel aufgrund der „verschärften Massnahmen“ gegenüber der jüdischen Bevölkerung jedoch versagt.

Seit August 1941 arbeitete Hedwig Klein, durch Vermittlung ihres Doktorvaters Prof. Arthur Schaade (1883–1952), der Redaktion des Arabischen Wörterbuchs für die Schriftsprache der Gegenwart zu, indem sie zeitgenössische arabische Literatur auswertete und damit ihren Lebensunterhalt sicherte.

Die Auswanderung aus Deutschland misslang, am 11.7.1942 wurde Hedwig Klein von Hamburg aus direkt in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert und kurz darauf ermordet. weiterlesen >

Quelle: StaHH, 364-13 Phil Fak Prom Nr. 668: Brief von Hedwig Klein an Dr. Rudolf Brinckmann vom 2.11.1941. Quelle und Transkript >

Agathe Lasch

„Im deutschen Seminar leite ich die Vorarbeiten für das Hamburgische Wörterbuch.“

Mit steiler, entschlossener Handschrift und selbstbewusst im Ton verfasste Agathe Lasch (1879–1942) einen Lebenslauf, den sie im Jahre 1919 ihrem Gesuch auf Habilitation an der Universität in Hamburg beilegte. Dieser Lebenslauf ist ein ungewöhnliches Dokument in einer Zeit, in der Frauen erst seit kurzem in Deutschland zum Studium zugelassen worden waren. Entsprechend mühselig war daher der Bildungsgang der damals Vierzigjährigen, die sich über eine Reihe von Umwegen die Reifeprüfung, das Studium, das Staatsexamen und die Promotion erkämpft hatte, keine Stelle in Deutschland fand, von 1910 bis 1916 an dem renommierten Bryn Mawr College in den USA unterrichtete und unbeirrt ihre Forschungen und Publikationen zur Entwicklung der germanischen Sprachen vorantrieb. Als sie 1926 auf den eigens für sie geschaffenen Lehrstuhl für Niederdeutsche Philologie an der Universität Hamburg berufen wurde, war sie bundesweit die erste Professorin in der Germanistik. Es fällt schwer, ohne Beklemmung und Scham an das Ende von Agathe Lasch zu denken - ihre Entlassung und den Verlust ihrer Professur 1935, das Publikationsverbot, die Beschlagnahme und Zerschlagung ihrer umfangreichen Privatbibliothek und schließlich ihre Deportation nach Riga, wo sie 1942 zusammen mit ihren zwei Schwestern ermordet wurde. weiterlesen >

Quelle: StaHH, 361-6 IV 2485: handschriftlicher Lebenslauf aus dem Jahr 1919. Quelle und Transkript >

Mary Marcus

  Aline Philippen über Mary Marcus

Während ihrer gesamten Amtszeit als Schulleiterin der ursprünglich als Armenschule gegründeten Israelitischen Töchterschule in der Carolinenstraße 35 bemühte sich Mary Marcus (1844–1930), auch genannt Mirjam oder Marianne Marcus, der finanziellen Benachteiligung der Mädchen mithilfe einer sorgfältigen Erziehung und umfassenden Bildung entgegenzuwirken. Auf diese Weise wollte sie die Standesunterschiede zwischen „Volksschülerinnen“ und „höheren Töchtern“ überwinden. Mitunter gegen den Widerstand des Gemeindevorstandes, der die Mädchenbildung lange Zeit vernachlässigt hatte, konnte Marcus ihre pädagogischen Ziele durchsetzen. Orientiert am Lehrplan der Hamburger Volksschule lag ein besonderer Fokus auf den Fächern Deutsch, Literatur und Fremdsprachen, was zur gesellschaftlichen Anerkennung der Mädchen beitragen sollte.

Die Quellen zeugen von einer strengen, aber fürsorglichen Persönlichkeit, die sowohl von ihren Schülerinnen als auch Kolleginnen und Kollegen hochgeschätzt wurde. Ihr Engagement für die Mädchenbildung machte sich Marcus zur Lebensaufgabe. Galt zu ihren Zeiten noch das so genannte „Lehrerinnenzölibat“, das die Kündigung einer berufstätigen Frau im Falle einer Eheschließung vorsah, blieb Marcus zeitlebens unverheiratet und gründete keine Familie. Für damalige Verhältnisse war ihr beruflicher Werdegang keineswegs gewöhnlich. So konnten Frauen zwar Vorsteherinnen an kleineren Privatschulen werden, die Leitung staatlicher Einrichtungen wurde jedoch in der Regel Männern übertragen.

Quelle: CAHJP, AHW-538d, StaHH, 361-2 OSB II 236, Nr. 4: hangeschriebener Lebenslauf; Mikrofilm 741-4 Sa 1086 (522-1 jüdische Gemeinde 538d): Jahresbericht der Israelitischen Töchterschule von 1887 und 1888, unterzeichnet von Mary Marcus und Mathilde Lippmann.
„Zu April 1868 übernahm ich mein jetziges Amt als Schulvorsteherin der Israel. Mädchenschule von 1798, das ich seitdem mit Genehmigung der dritten Sektion der löblichen Oberschulbehörde ununterbrochen bekleidet habe.“

Lilli Popper

„Das wollen wir unseren Freundinnen vorspielen.“

Der 1930 von der Lehrerin Lilli Popper, geb. Traumann (1903–1990) verfasste Bericht schildert eindrücklich den klassischen pädagogischen Werdegang einer Frau zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Als junges Mädchen besuchte Popper die jüdisch-liberal ausgerichtete und sich an den Ideen der Kunsterziehungsbewegung orientierende Loewenberg-Schule in Hamburg-Rotherbaum. Nachdem sie 1923 an der Helene-Lange-Oberrealschule ihr Abitur und zwei Jahre später eine Ausbildung zur Lehrerin abgeschlossen hatte, nahm sie 1926 eine Stelle an der Israelitischen Töchterschule in der Carolinenstrasse 35 an. Hier unterrichtete sie fortan in erster Linie Grundschulklassen.

Bemüht um die Verwirklichung der reformpädagogischen Ansätze jener Zeit, gestaltete sie ihren Erziehungsauftrag auf innovative und kreative Weise. So unterhielt ihr zweiter Jahrgang beispielsweise eine Klassenpartnerschaft mit den Schülerinnen des dritten Jahrgangs der Lehrerin Edith Behrend an der nichtjüdischen Schule Alsenstraße in Hamburg-Hoheluft. Gemeinsame Ausflüge, Aufführungen und Feste sowie Brieffreundschaften sollten den jüdisch-christlichen Dialog stärken.

Bereits Ende 1933 entschied sich die überzeugte Zionistin Popper zu einer Auswanderung nach Palästina. Daraufhin übernahm ihre jüngere Schwester Susi, die ihr Pädagogikstudium an der Universität Hamburg gerade erst beendet und nun ebenfalls an der Israelitischen Töchterschule eine Tätigkeit als Lehrerin aufgenommen hatte, die Kinder des dritten Schuljahres.

In Tel Aviv arbeitete Lilli Popper an einer Schule, die 1934 für Kinder deutscher Einwanderinnen und Einwanderer gegründet worden war, und veröffentlichte hebräisches Unterrichtsmaterial.

Quelle: Bericht von Lilli Popper, August 1930, Gedenk- und Bildungsstätte Israelitische Töchterschule.

Rosa Schapire

Von Rosa Schapires (1874–1954) unermüdlichem Einsatz für die Kunst des deutschen Expressionismus, der seinerzeit als avantgardistische Strömung innovative Impulse in der Kunstszene setzte, zeugt ihr Brief vom 21.11.1929 an den Direktor des Hamburger Museums für Kunst und Gewerbe, Max Sauerlandt.

Schapire, die als eine der ersten Frauen in Deutschland auf dem Gebiet der Kunstgeschichte promoviert wurde und zeitlebens freiberuflich tätig war, schloss sich 1907 als passives Mitglied der expressionistischen Künstlervereinigung Die Brücke an und organisierte für ihre Künstler Ausstellungen, erwirkte Verkäufe an Privatpersonen und Museen, hielt Vorträge und verfasste Rezensionen.

Gemeinsam mit den Kunstförderinnen Ida Dehmel, Martha Rauert und Selma von der Heydt gründete Schapire 1916 den Frauenbund zur Förderung deutscher bildender Kunst der Gegenwart. Der Verein, um den sich in den folgenden Jahren deutschlandweit weitere Ortsgruppen etablierten, initiierte Ausstellungen und Schenkungen, unter anderem für die Hamburger Kunsthalle. Auf diese Weise reformierten die Frauen die Kunsthäuser, deren Museumsdirektoren der zeitgenössischen expressionistischen Kunst größtenteils ablehnend gegenüberstanden.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten veröffentlichte Schapire bis 1937 nur noch unter Pseudonym und setzte ihre Vortragstätigkeit in privatem Kreis fort. Im August 1939 gelang ihr mit wenigen Postkarten, Aquarellen und Grafiken, unter anderem von Karl Schmidt-Rottluff und Emil Nolde, die Flucht nach England. Ihr weiterer Kunstbesitz, darunter Max Pechstein, Ernst Ludwig Kirchner und Erich Heckel, sowie ihre Privatbibliothek wurden von den Nationalsozialisten beschlagnahmt und versteigert.

Quelle: Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, NSa 3a 76: Brief von Rosa Schapire an Max Sauerlandt, 21.11.1929, CC BY-SA 4.0.
„Außerdem hat Pauli doch nicht zum ersten Mal auf meine Veranlassung Bilder und Aquarelle von S-R. Erworben. Er tut es stets, wenn ich ihm gut zurede […].”

Ingrid Warburg-Spinelli

„Meine Überzeugung, mein Streben galt einem System, in dem die Unterschiede zwischen Juden und Christen, Engländern und Deutschen immer weniger ins Gewicht fallen sollten.“

Ingrid Warburg-Spinelli (1910–2000) veröffentlichte 1990 ihre Autobiographie, aus der diese Textpassage stammt. Die Lebenserinnerungen sind das Selbstzeugnis einer Frau, die ihren ungewöhnlichen Weg mit großer Selbstverständlichkeit gegangen ist. Ihr Handeln war durch ein ethisches und politisches Verantwortungsbewusstsein geprägt, welches es auch erforderlich machte, sich über familiäre Konventionen und geschlechtsspezifische Rollenerwartungen hinwegzusetzen.

Ingrid Warburg-Spinelli wuchs als erstes Kind von Fritz und Anna Warburg in einer großbürgerlichen jüdischen Familie in Hamburg auf. Nach ihrer Schulzeit in Hamburg, Stockholm und im Internat Schloß Salem studierte sie ab 1931 Germanistik, Anglistik und Philosophie in Heidelberg, Hamburg und Oxford. Ihre Freundschaft mit Adam von Trott zu Solz, den sie in Oxford kennengelernt hatte, brachte sie schon früh in Kontakt mit Kreisen des Widerstands gegen den Nationalsozialismus. In Hamburg war Ingrid Warburg-Spinelli, die sich für die Idee der Kibbuzim interessierte, für die zionistische Organisation Hechaluz tätig. Noch 1935 wurde sie an der Hamburger Universität bei Emil Wolff promoviert. Von einer Reise, die sie 1936 zu ihrem Onkel Felix Warburg nach New York führe, kehrte sie nicht mehr dauerhaft ins nationalsozialistische Deutschland zurück. In den folgenden Jahren engagierte sie sich in den USA in jüdischen Hilfsorganisationen. 1940 gehörte sie zu den Gründerinnen und Gründern des „Emergency Rescue Committee“, das mehr als 2.000 NS-Verfolgte, darunter Franz Werfel, Marc Chagall und Walter Mehring, aus dem besetzten Frankreich rettete. Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte sie gemeinsam mit Ihrem Ehemann Veniero Spinelli, den sie 1941 geheiratet hatte und mit dem sie das politische Engagement für eine humane sozialistische Gesellschaft verband, in Rom. (Text: Dirk Brietzke)

Quelle: Auszug aus: Ingrid Warburg-Spinelli, Die Dringlichkeit des Mitleids und die Einsamkeit, nein zu sagen. Lebenserinnerungen mit einer kleinen Enzyklopädie des Antifaschismus und des Widerstandes in Europa und Amerika, Hamburg 1990, Mit freundlicher Genehmigung des Dölling und Galitz Verlages.
„Der Feminismus ist für mich ganz selbstverständlich und so handle ich in all meinen Aktivitäten, seien sie beruflicher Natur oder im Ehrenamt.“
Quelle: Video, aufgenommen am 19.11.2020 von Deborah Tal-Rüttger.

Deborah (Debbie) Tal-Rüttger

Das Wissen über das Judentum im Allgemeinen und das Reformjudentum im Besonderen in den liberalen jüdischen Gemeinden zu vertiefen, ist Deborah Tal-Rüttgers zentrales Anliegen. Sie wurde 1950 in Israel geboren und zog 1975 gemeinsam mit ihrem Sohn nach Deutschland, wohin ihre Eltern bereits zwei Jahre zuvor zurückgekehrt waren. Nach Abschluss eines Deutschkurses, holte sie ihr Abitur auf dem zweiten Bildungsweg nach und studierte in Kassel Musik und Englisch für das Lehramt. Neben ihrer Lehrtätigkeit gründete Deborah Tal-Rüttger zusammen mit anderen 1995 die liberale jüdische Gemeinde Emet weSchalom, deren 1. Vorsitzende sie lange Zeit war. Sie leitete Gottesdienste, förderte jüdisches Lernen und gab das Gemeindeblatt ALON heraus. Seit der Gründung der Union progressiver Juden in Deutschland im Juni 1997 bis zum Sommer 2020 war Deborah Tal-Rüttger in deren Vorstand und als stellvertretende Vorsitzende beinahe durchgehend für die Bereiche Liturgie und Bildung zuständig. Gemeinsam mit dem Rabbiner Dr. Gábor Lengyel und dem Kantor Yuval Adam leitet sie seit 2018 die Gottesdienste der Reformsynagoge innerhalb der Einheitsgemeinde Hamburgs und bietet Lernstunden zur jüdischen Religion, Tradition und Kultur an. Ihre Arbeit umfasst auch den Unterricht von Mädchen und Jungen, die Bat beziehungsweise Bar Mitzwa werden. In dem kurzen Video-Ausschnitt äußert sich Debbie Tal-Rüttger zu den verschiedenen Aspekten ihrer Bildungsarbeit.

Politik und Gesellschaft

Frauen besaßen bis in die Moderne nur begrenzte Möglichkeiten zur Teilnahme am öffentlichen politischen Leben. Jüdische Frauen waren doppelt ausgeschlossen: aufgrund ihres Geschlechts und als Jüdinnen. Bis in den Vormärz hinein war die Mehrheit der Jüdinnen und Juden orthodox-konservativ eingestellt und besaß kein ausgeprägtes politisches Interesse.

Ein „religiös legitimiert[es] als auch mit geschlechtsspezifischen Rollenvorstellungen vereinbar[es]“ Betätigungsfeld stellte traditionell der Bereich der Fürsorge (Zedaka) dar, hier konnten Frauen Einfluss nehmen und Positionen bekleiden, die ihnen sonst verwehrt blieben.

Während des Kaiserreichs und in der Weimarer Republik engagierten sich Juden mehrheitlich in liberalen und sozialdemokratischen Kreisen. Frauen traten zunehmend als politische Akteurinnen auf, nahmen an gesellschaftlichen Debatten teil und setzten sich für diverse Anliegen ein. In der Weimarer Republik erhielten Frauen erstmals das aktive und passive Wahlrecht. Ein Schritt, der in der jüdischen Gemeinde in Hamburg mit einer schrittweisen Anpassung 1919 und 1930 nachvollzogen wurde.

Während des Nationalsozialismus war eine Teilnahme am öffentlichen politischen Leben aufgrund der Verdrängungs- und Verfolgungspolitik nicht möglich. Überlebende, rückkehrende und zuwandernde Jüdinnen und Juden engagierten sich in den Nachkriegsjahrzehnten und bis heute in den verschiedensten politischen Spektren sowohl innerjüdisch als auch für allgemeinpolitische Belange.

Das antifaschistische Engagement der bekannten Zeitzeugin Ester Bejarano für das Gedenken an die nationalsozialistischen Verbrechen ist ebenso ein Beispiel wie die Aufklärungsarbeit gegen Antisemitismus von Mascha Schmerling oder die Gremienarbeit des ersten weiblichen Gemeindevorstandmitgliedes Gabriela Fenyes. Käthe Starke-Goldschmidt rettete zahlreiche Dokumente und Zeichnungen aus Theresienstadt, die zusammen mit ihren Erinnerungen eine bedeutende Überlieferung für die Nachwelt darstellen. Sidonie Werner, Helene Bonfort, Julie Eichholz oder Fanny David sind vier Beispiele für Vertreterinnen der Frauenbewegung.

Sidonie Werner

„Der Verein bezweckt, durch Vereinigung von Jüdinnen und durch entsprechende Betätigung seiner Organe die höchsten und idealsten Interessen der Menschheit zu pflegen und, den sittlichen und geistigen Charakter der Judenheit zu heben und zu entwickeln.”

Seit seiner Gründung legte der Israelitisch-humanitäre Frauenverein ein besonderes Augenmerk auf den Ausbau der Bildungschancen von Frauen und Mädchen sowie auf die Förderung weiblicher Erwerbsarbeit, womit er sich den Hauptforderungen der bürgerlichen Frauenbewegung im Kaiserreich anschloss, die sich dafür einsetzte, Frauen den Zugang zu höherer Bildung, Berufsausbildung und damit qualifizierter Erwerbstätigkeit zu ermöglichen. Das Ziel war es, Frauen ökonomisch unabhängig zu machen und dem geltenden bürgerlichen Frauenideal der Gattin, Hausfrau und Mutter auch andere selbstbestimmte weibliche Lebenswege entgegenzustellen. Daneben werden in der Satzung unter §2 die sozialen Bestrebungen gegenüber Bedürftigen deutlich hervorgehoben. Unter dem Vorsitz von Sidonie Werner (1860–1932) etablierte der Israelitisch-humanitäre Frauenverein zahlreiche neue Sozialprojekte: 1909 baute der Verein eine Arbeitsvermittlungsstelle für Frauen auf und ging so gezielt gegen weibliche Armut vor. Dabei handelte es sich um ein Projekt von Frauen für Frauen, das sehr gut angenommen wurde. Da die bürgerliche Frauenbewegung eigene Arbeitsvermittlungsstellen etabliert hatte, ist davon auszugehen, dass nur Jüdinnen vermittelt wurden. Im selben Jahr wurde das Israelitische Mädchenheim in Hamburg eröffnet. Der eigenständige Verein des Israelitischen Mädchenheims war durch Sidonie Werner und andere Hamburger Vorstandsdamen stark mit dem Israelitisch-humanitären Frauenverein verbunden. weiterlesen >

Quelle: CAHJP Jerusalem, AHW/794, S. 18-29. Quelle und Transkript >

Julie Eichholz

„Hoffentlich ist es mir auch einmal vergönnt Ihnen einen, wenn auch nur kleinen Dienst leisten zu können.“

In ihrem Schreiben vom 6.11.1912 an einen namentlich nicht genannten „Herr[n] Syndicus“ bedankte sich die Frauenrechtlerin Julie Eichholz, geb. Levi (1852–1918), für dessen Förderung ihrer wohltätigen Julie Eichholz-Stiftung. Die Stiftung hatte sie 1912 anlässlich ihres Rücktritts als Vorsitzende des von ihr 1902 gegründeten Verbandes Norddeutscher Frauenvereine ins Leben gerufen. Ohne die „so liebenswürdig gewährte Hilfe“ des Anwalts stellt Eichholz fest, wäre sie „sicherlich nicht zum Ziele gekommen“. Laut Satzung hatte die Stiftung zum Ziel, den Zinsertrag ihres Kapitals „im Sinne der Frauenbewegung“ für Beiträge zu Stipendien, Beihilfen zur Ausbildung oder das „gewerbliche Berufsleben“ von Frauen zu verwenden. Julie Eichholz gehörte ebenso wie Helene Bonfort dem ,gemäßigten‘ Flügel der bürgerlichen Frauenbewegung an, was in den Jahren vor Stiftungsgründung zu Richtungskämpfen mit ,radikaleren‘ bürgerlichen Frauenrechtlerinnen innerhalb des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins (ADF), etwa mit Lida Gustava Heymann, führte. Seit 1896 war Julie Eichholz in Hamburg aktiv, wo sie zusammen mit weiteren Frauen die Hamburger Ortsgruppe des ADF gründete, deren Vorsitz sie von 1900 bis 1904 innehatte. Auf ihre Abwahl folgte Helene Bonfort. Zugleich war Eichholz regional und überregional insbesondere im Bereich des Rechtsschutzes für Frauen tätig und gründete 1911 den Rechtsschutzverein für Frauen. Des Weiteren setzte sie sich für die Abschaffung des §218 und für die Besserstellung weiblichen Dienstpersonals ein.

Quelle: StaHH, 351_8_B73: Schreiben von Julie Eichholz an Herrn Syndicus, Hamburg, 6.11.1912.

Helene Bonfort

Die Helene-Bonfort-Stiftung sollte ganz im Sinne ihrer Namensgeberin Stipendien an Mädchen aus finanziell schwachen Familien vergeben und so das Schulgeld für eine Ausbildung im Sozialwesen ermöglichen. Damit diente die Stiftung, die 1916 mit dem Kapital von Freundinnen und Freunden gegründet worden war, der Fortsetzung des sozialpolitischen Engagements Helene Bonforts (1854–1940) über ihren Tod hinaus.

In ihrer Kindheit besuchte die gebürtige Hamburgerin eine Höhere Mädchenschule und absolvierte anschließend eine Ausbildung zur Lehrerin. Ihre erste Stelle trat sie 1872 an der Schule des Paulsenstifts in der Hamburger Altstadt an, deren Amt als Direktorin zu dieser Zeit die Pädagogin Anna Wohlwill (1841–1919) innehatte. Während einer späteren Tätigkeit an einer Schule in Düsseldorf lernte Bonfort ihre zukünftige Lebensgefährtin, die Lehrerin Anna Meinertz (1840–1922), kennen, mit der sie sich in den folgenden Jahrzehnten in der Frauenbewegung und Wohlfahrtspflege engagierte.

So initiierten sie 1896 die Hamburger Ortsgruppe des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins (ADF), deren Vorsitzende Bonfort in den ersten vier Jahren und von 1904 bis 1916 war. Der ADF gehörte zu dem gemäßigten Flügel der bürgerlichen Frauenbewegung im Deutschen Reich. Seine Zielsetzung war eine schrittweise Verbesserung der gesellschaftlichen Teilhabe und Einflussnahme von Frauen und nicht die Forderung einer sofortigen politischen Gleichberechtigung.

Zentral für Bonforts Engagement war der Gedanke einer Ausweitung der traditionellen fürsorglichen Rolle als Mutter auf die gesamte Gesellschaft – das Konzept der „geistigen Mütterlichkeit” als „Kulturaufgabe der Frau”. So war die bürgerliche Frauenbewegung maßgeblich an der Entwicklung und Etablierung der sozialen Arbeit als Berufszweig beteiligt. Jenem Trend entsprechend bewirkte Bonfort 1917 die Gründung der Sozialen Frauenschule, später Sozialpädagogischen Instituts.

Quelle: StaHH, 351-8 B 463: Handgeschriebener Bericht der Vorsitzenden Helene Bonfort über die nach ihr benannte Helene-Bonfort-Stiftung vom 23. März 1933 und Stiftungsurkunde vom 12.7.1916.
„Zweck der Stiftung ist, aus den Zinsen des Kapitals begabten unbemittelten oder minderbemittelten Frauen oder Mädchen durch Freistellen oder durch Beihilfe zu ihren Unterhaltskosten den Besuch des soz.pädagog. Instituts zu ermöglichen.”
„Hoffentlich ist der Drachen dann schon auf Urlaub gegangen.“
Quelle: Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, HS, DA: Br: Da: 90-91 Fanny David vom 30. Juni 1917, CC BY-SA 4.0.

Fanny David

Den Brief an „Frau Doktor“ vom 30.6.1917 verfasste Fanny David 24-jährig in Hahnenklee im Harz, wo sie einen ärztlich verordneten Erholungsurlaub verbrachte. Das Schreiben befindet sich im Nachlass Richard und Ida Dehmel der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, weshalb davon auszugehen ist, dass Ida Dehmel die Adressatin war, Ehefrau von Dr. Richard Dehmel. Aus der förmlichen Anrede kann Respekt und Bewunderung gelesen werden. Der folgende Bericht über die Auseinandersetzung, die David aufgrund der verordneten Auszeit mit ihrer Vorgesetzten Helene Bonfort hatte, lässt die Emotionen der Verfasserin erneut hochkochen, wie nicht zuletzt das Zitat zeigt. Bonfort hatte die Hamburger Ortsgruppe des Frauenvereins ADF mitgegründet und zur Zeit des Briefes den Vorsitz des Frauenausschusses der Hamburger Kriegshilfe inne. Die Zeilen verdeutlichen das schwierige Verhältnis der beiden Frauen. Zugleich gibt der Brief Einblick in Fanny Davids frühe Erfahrungen in der Fürsorge, welche zugleich als weibliches Tätigkeitsfeld erscheint.

Fanny wuchs als älteste Tochter von Max und Martha David in Altona auf und begann sich bereits nach ihrer Schulzeit in der Wohlfahrtspflege zu engagieren. In der 1921 neu geschaffenen Wohlfahrtsstelle stieg sie schnell zur Inspektorin auf und übernahm anschließend die Leitung der Wohlfahrtsstelle Hamburg-Barmbek. In dieser Position gehörte sie zum Beraterkreis des Präsidenten des Wohlfahrtsamtes. Nach ihrer Entlassung 1933 aufgrund der NS-Gesetzgebung arbeitete Fanny David in der Beratungsstelle der jüdischen Gemeinde, leitete die Wirtschaftshilfe und war Stellvertreterin des Fürsorgewesens. In Theresienstadt, wohin sie am 23.6.1943 zusammen mit ihrer Mutter und Schwester deportiert wurde, gehörte sie der Lagerselbstverwaltung an. Am 28.10.1944 wurde sie nach Auschwitz-Birkenau deportiert und dort vermutlich kurz nach ihrer Ankunft ermordet.

Quelle: Käthe Starke, Der Führer schenkt den Juden eine Stadt: Bilder, Impressionen, Reportagen, Dokumente. Käthe Starke-Goldschmidts Deportation nach Theresienstadt und ihre Rückkehr nach Hamburg, Berlin 1975. Gelesen von Laura de Weck, Auszug aus dem Hörbuch „…in schwarzer Nacht und lautloser Stille muss ich meinen Weg allein suchen…“. Käthe Starke-Goldschmidts Deportation nach Theresienstadt und ihre Rückkehr nach Hamburg, hrsg. für die Landeszentrale für Politische Bildung Hamburg von Linde Apel und Barbara Guggenheim, Hamburg 2011. Mit freundlicher Genehmigung von Pit Goldschmidt, der Landeszentrale für Politische Bildung Hamburg sowie aller an der Hörbuchfassung Beteiligten. Quelle und Transkript >

Käthe Starke-Goldschmidt

„Ein gutes Ende kann dies nicht nehmen.“

1975 veröffentlichte Käthe Starke-Goldschmidt ihre Erinnerungen an ihre Zeit im Ghetto und Durchgangslager Theresienstadt unter dem Titel „Der Führer schenkt den Juden eine Stadt“. […] Besonders eindrücklich ist die Schilderung ihrer Deportation, die trotz ihrer nüchternen Weitsichtigkeit emotional stark aufgeladen ist […].

Käthe Starke-Goldschmidt wurde am 27.9.1905 geboren und wuchs mit ihrer älteren Schwester Erna in Altona auf. Ihr Vater, der Bankier Iska Goldschmidt, verstarb 1938, ihre Mutter Hulda Goldschmidt 1941. Käthe Starke-Goldschmidt nahm 1927 ein Studium der Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte auf. Sie studierte zunächst in Heidelberg, später in München auch Theater- und Literaturwissenschaften. Dort war sie als Schauspielerin und Regisseurin aktiv. 1935 bekam sie mit Martin Starke, Jude und politischer Gegner des Nationalsozialismus, einen Sohn, der als nichtjüdisches Kind getarnt die Zeit des Nationalsozialismus überlebte. 1937 kehrte sie nach Hamburg zurück und war zunächst als Dramaturgin im Jüdischen Kulturbund beschäftigt. Nach dessen Verbot arbeitete sie in der jüdischen Gemeinde. Käthe und Erna Goldschmidt waren im September 1942 gezwungen, in ein „Judenhaus“ in der Beneckestraße 2 zu ziehen. Im gleichen Gebäude befand sich ein Büro der Gestapo. Am 23.6.1943, „im hellen Licht eines heiteren Sommertages“ , wie es in ihren Memoiren heißt, wurden beide mit 106 anderen Frauen und Männern, darunter viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der jüdischen Gemeinde, nach Theresienstadt deportiert. Im Sommer 1943 wird Käthe Starke-Goldschmidt durch ihre Tätigkeit in der Gemeinde, die in die Deportationen administrativ einbezogen war, längst gewusst haben, was ihr mit dieser Reise drohte. weiterlesen >

Quelle: Urkunde zur Ernennung als Mitglied im Gemeindevorstand, 21.3.1991 und Erkärung zur Annahme der Wahl vom 21.3.1991, Jüdische Gemeinde in Hamburg.

Gabriela Fenyes

„Ich erkläre, daß ich die Wahl zum Mitglied des Vorstands der Jüdischen Gemeinde Hamburg annehme.“

Gabriela Fenyes wurde am 13.3.1991 in den Vorstand der Jüdischen Gemeinde Hamburg gewählt. Urkunde und Erklärung bezeugen diesen Wahlvorgang und die Annahme der Wahl. Die Wahl war notwendig geworden, als nach dem Wahlsieg der Gruppe Kadima bei den Beiratswahlen Ende 1989 (Gemeindewahl), der Fenyes angehörte, die bisherigen Vorstandsmitglieder aus gemeindepolitischen Differenzen zurückgetreten waren. Neben Gabriela Fenyes selbst gehörten dem neu gewählten Vorstand Dr. Mauricio Dessauer, Michael Heimann, Albert Nassimi und Michael Warman an. Fenyes war für die Bereiche Öffentlichkeitsarbeit und Soziales / Integration zuständig. Die erste Amtszeit war geprägt durch den Konflikt um das Areal des jüdischen Friedhofs in Ottensen und die Zuwanderung der Juden aus den ehemaligen GUS-Staaten. Im November 1991 war Fenyes eine der Festrednerin bei der Eröffnung der Ausstellung „400 Jahre Juden in Hamburg“ im Museum für Hamburgische Geschichte, die dazu beitrug, das jüdische Leben stärker ins öffentliche Bewusstsein der Stadt zu rücken. Die zweite Amtszeit nach der Wiederwahl von Fenyes wurde von antisemitischen und fremdenfeindlichen Anschläge auf die Synagoge in Lübeck überschattet, die eine Radikalisierung rechter Gewalt aufzeigten. Die Hamburger Gemeinde war auch für die Belange der Jüdinnen und Juden in Schleswig-Holstein zuständig. Ein drittes Mal gehörte sie dem Gemeindevorstand für eine kurze Zeit in den Jahren 2007 / 2008 an. Neben den Vorstandstätigkeiten war sie für die Jüdische Gemeinde in den NDR-Rundfunkrat entsandt und gehörte von 1980 bis 1994 dem Vorstand der Hamburger Gruppe der Women's International Zionist Organisation (WIZO) an.

„Niemand ist nur jüdisch, zu einer Identität gehören ganz, ganz viele Aspekte wie zum Beispiel eine Frau zu sein oder eine Mutter zu sein oder Deutsch zu sein.“
Quelle: Video aufgenommen von Mascha Schmerling, Dezember 2020.

Mascha Schmerling

Mascha Schmerling, geboren 1980 und Mitglied der Jüdischen Gemeinde Hamburg, engagiert sich seit 2014 aktiv in der Präventionsarbeit gegen Antisemitismus. In dem kurzen Videoausschnitt reflektiert sie über die Frage, ob ihr Frausein für ihre Arbeit eine Rolle spiele. Aktuell ist Mascha Schmerling eine der Projektkoordinatorinnen von „Meet a Jew“, einem Begegnungsprojekt des Zentralrats der Juden (www.meetajew.de), das das aktuelle jüdische Leben in Deutschland aus erster Hand vermitteln möchte. Indem ehrenamtliche jüdische Jugendliche und Erwachsene Schulen, Universitäten, Sportvereine und andere Einrichtungen besuchen und von ihrem individuellen Alltag als Jüdinnen und Juden berichten, sollen Begegnungen ermöglicht werden, die Raum für Gespräche eröffnen und so zugleich dazu beitragen, Vorurteile abzubauen. Mascha Schmerling plädiert in einer längeren Videofassung für eine differenzierte Darstellung jüdischer Menschen in Medien und Schulbüchern und dafür, dem Wort „Jüdin“ oder „Jude“ jenseits der populären Symbolbilder ein individuelles Gesicht zu geben. Dazu gehöre auch, Menschen zu Wort kommen zu lassen, die ihr Jüdischsein als eine, aber nicht als alleinige Facette ihrer individuellen Identität(en) begriffen. Es gehe in ihrer Arbeit auch darum, so Schmerling, das Judentum jenseits der Religion als lebendige Tradition und vielfältige Kultur zu vermitteln.

Esther Bejarano

Esther Bejarano, die als Esther Loewy am 15.12.1924 in Saarlouis geboren wurde, kam im Juni 1960 mit ihrer Familie nach Hamburg, wo sie sich unter anderem mithilfe der kleinen Boutique eine neue Existenz aufbaute.

Nach ihrer Befreiung durch US-amerikanische und sowjetische Soldaten in Lübz war Esther Bejarano über das sogenannte Kibbuz Buchenwald, die Sammelstelle zwecks Auswanderung nach Palästina, eben dorthin emigriert. In Palästina lernte sie ihren späteren Ehemann kennen und gründete gemeinsam mit ihm eine Familie. Esthers schlechter Gesundheitszustand – die Ärzte rieten aufgrund des israelischen Klimas zu einer Rückkehr nach Europa – und der Umstand, dass es in Israel keine Möglichkeit der legalen Kriegsdienstverweigerung für ihren Mann gab, ließen den Entschluss zur Auswanderung reifen. Deutschland war aufgrund der Sprachkenntnisse naheliegend. So zog die Familie nach 15 Jahren in Israel im Juni 1960 nach Hamburg, wo bereits israelische Freunde lebten, die die Stadt empfohlen hatten. Mit der Hansestadt verband Esther Bejarano keine Erinnerungen an ihre Eltern – ihre Grundbedingung für das Wagnis eines Neuanfangs. Dennoch gestaltete sich die Anfangszeit schwierig: Der Wohnraummangel der Nachkriegszeit, ein durch diskriminierende Regelungen erschwerter Schulbeginn für die Kinder und das Misstrauen gegenüber den nichtjüdischen Deutschen waren eine Belastung für die Familie. In dieser ersten Zeit war die jüdische Gemeinde eine wichtige Anlaufstelle, sie unterstützte die Familie etwa bei der Wohnungssuche. Auch die meisten Freunde waren zu Beginn jüdisch. Die Schulsituation konnte durch Esther Bejaranos beherztes Eingreifen geregelt werden. Ihr Mann Nissim konnte schnell Arbeit finden und so wagte Esther neun Jahre nach ihrer Ankunft in der Hansestadt die Eröffnung eines eigenen Geschäftes.

„Alle Antifaschisten sind gekommen und wir haben uns unterhalten“, erinnert sich Esther Bejarano an die Zeit, als sie im Hellkamp 14 in Eimsbüttel ihre Boutique Sheherazade betrieb, in der sie Schmuck aus Israel und aller Welt verkaufte.
Foto: Mihaly Moldvay, Privatbesitz Esther Bejarano, der Text basiert auf einem Telefongespräch, das Anna Menny am 19.11.2020 mit Esther Bejarano führte.

Kunst und Kultur

Bereits im 19. Jahrhundert betätigten sich bürgerliche jüdische Frauen als Salonìeren in der Kulturszene.

„Seit Beginn des 20. Jahrhunderts hatten jüdische Künstlerinnen und Künstler an den Aufbruchsbewegungen von Kunst und Kultur maßgeblichen Anteil. Im liberal-pluralistischen Kulturbetrieb der Weimarer Republik waren sie in allen künstlerischen Bereichen und Stilrichtungen vertreten.“

Frauen waren nicht mehr bloß Musen, sondern wurden selbst als Künstlerinnen wahrgenommen. Sie organisierten sich beispielsweise in dem 1916 von Ida Dehmel und Rosa Schapire gegründeten Frauenbund zur Förderung deutscher bildender Kunst oder dem 1926 von Ida Dehmel ins Leben gerufenen GEDOK – Gemeinschaften der Künstlerinnen und Kunstfördernden e. V. Frauen spielten auch als Mäzeninnen (Emma Budge oder Ida Dehmel) eine Rolle. waren Mitglieder der Hamburgischen Sezession (Anita Rée, Gretchen Wohlwill), am Theater engagiert (Ida Ehre), leiteten Kunstschulen für Frauen, traten im Rundfunk auf und vermittelten avantgardistische Kunst. Dennoch stellten sie eine Minderheit dar.

Nach den Berufsverboten der Nationalsozialisten bot nur mehr der Jüdische Kulturbund eine Betätigungsmöglichkeit. Zahlreiche Künstlerinnen flohen ins Exil oder wurden von den Nazis ermordet. Viele der Künstlerinnen gerieten in Vergessenheit. Frauen wie Ida Ehre, die bereits 1945 die Intendanz der Hamburger Kammerspiele übernahm, bauten nach dem Krieg die Kulturszene mit auf. Seit 2008 bietet der Jüdische Salon am Grindel e.V. eine Plattform für jüdische Kultur.

Dieses Kapitel beleuchtet beispielhaft das Wirken jüdischer Künstlerinnen in Tanz (Erika Milee), bildender Kunst (Gretchen Wohlwill, Anita Rée), Literatur (Grete Berges), Schauspiel und Theaterleitung (Ida Ehre), widmet sich aber auch Mäzeninnen (Emma Budge, Ida Dehmel) und einer Illusionistin (Rosa Bartl).

Quelle: Anzeigen der Milee-Tanzschule, IGdJ-Archiv, 48-003.4_1.

Erika Milee

„Milee Schule Hamburg.“

Erika Milee (1907–1996, ursprünglich Erika Michelsohn), ab 1926 bei Rudolf von Laban und Albrecht Knust zur Tänzerin ausgebildet, eröffnete bereits im Alter von 21 Jahren 1928 ihre eigene Tanzschule in der Rothenbaumchaussee 99. Die Zeitungsannoncen aus den 1930er-Jahren, erschienen in den Monatsblättern des Jüdischen Kulturbundes Hamburg, bewerben das vielseitige Angebot der Milee-Schule am Rothenbaum. Das eigene Logo sowie das Foto von Erika Milee steigern den Wiedererkennungswert der Tanzschule und lassen auf eine Werbestrategie der Leiterin schließen. Neben der Leitungstätigkeit volontierte Erika Milee 1930 an der Folkwangschule und an den städtischen Bühnen in Essen, wo sie in Produktionen von Kurt Jooss mitwirkte. Zurück in Hamburg engagierte sich Erika Milee im Jüdischen Kulturbund, dessen Tanzsparte sie hauptsächlich verantwortete, und führte mit ihren Schülerinnen erfolgreiche Tanzabende auf. Auch die Verbesserung der Tanzausbildung ihrer ab 1935 ausschließlich jüdischen Schülerinnen lag ihr am Herzen. 1939 floh Erika Milee aus Nazi-Deutschland und gelangte über Italien und Portugal nach Paraguay, wo sie in Ascunción die Tanzabteilung der Akademie für Theater, Musik und Malerei leitete. Im Exil lehrte und choreografierte sie; allein und mit ihrer Tanzgruppe trat sie in verschiedenen südamerikanischen Ländern auf und eröffnete 1953 eine Tanzschule in Brasilien. Erika Milee kehrte 1959 in ihre Heimatstadt zurück, wo sie erneut ein Tanzstudio leitete und Lehraufträge innehatte.

Gretchen Wohlwill

  Benjamin Kuntz über Wohlwills Porträt von Eugen Fraenkel

Gretchen Wohlwill war eine in Hamburg geborene Malerin, die als Schülerin der Académie Matisse in Paris einen von der französischen Avantgardekunst geprägten Malstil entwickelte. Sie war Mitglied der Hamburgischen Sezession, einer 1919 gegründeten Künstlergruppe, die sich am 16.5.1933 auflöste, nachdem sie vom NS-Regime zum Ausschluss ihrer jüdischen Mitglieder aufgefordert worden war. Es war wohl kein Zufall, dass sie das Portrait Fraenkels nach dessen Tod anfertigte, vielmehr bestand eine persönliche Verbindung zwischen der Künstlerin und dem Gemalten: Ihr Bruder Friedrich Wohlwill, ebenfalls Mediziner, hatte bei Eugen Fraenkel am pathologischen Institut gearbeitet und war einige Jahre sein Stellvertreter gewesen.

Aufgrund ihrer jüdischen Herkunft wurden die Geschwister Wohlwill durch die Nationalsozialisten verfolgt. Gretchen emigrierte 1940 nach Portugal und kehrte erst 1952 nach Hamburg zurück. Dort starb sie am 17.5.1962 im Alter von 84 Jahren. weiterlesen >

Quelle: Gretchen Wohlwill, Öl-Porträt von Eugen Fraenkel, Hamburg 1928, Foto: Karin Plessing / Reinhard Scheiblich; mit freundlicher Genehmigung des Medizinhistorischen Museums Hamburg.
Quelle: Anita Rée, Weiße Bäume in Positano, 1925, commons.wikimedia.org/wiki/File:Anita_Rée_Weiße_Bäume_c1922-1925.jpg.

Anita Rée

Das Gemälde „Weiße Bäume in Positano“ aus dem Jahr 1925 kann als das wichtigste Werk Anita Rées während ihrer italienischen Jahre gelten. […] Begeistert von der Quattrocento-Malerei, besonders von den Fresken Piero della Francescas in Arezzo, fand sie schließlich zu einem ausgeprägt neusachlichen Stil. […] Das Werk bildet einen Höhepunkt in der Reihe der Positano-Ansichten, war zeitgenössisch aber umstritten. An der Überlieferungsgeschichte des Bildes, das lange Zeit als verschollen galt, deutet sich das Schicksal Anita Rées an, die – obwohl sie sich selbst nie als Jüdin verstanden hatte – der nationalsozialistischen Verfolgungspolitik zum Opfer fiel. […]

Als sich nach Kriegsende 1919 in Hamburg eine Sezession etablierte, gehörte sie zu den Mitbegründern. Die Hamburgische Sezession entwickelte sich zu einer elitären Künstlergruppe und präsentierte in jährlichen Ausstellungen die neuesten Arbeiten. Ein Jahr nach einem Malaufenthalt im österreichischen Grins in Tirol (1921) ging sie nach Positano in Italien, wo sie bis 1925 blieb und für sich allein arbeitete. Das anmutige, abgelegene Fischerdorf am Golf von Salerno war ein Geheimtipp für Literaten und Maler. Wie ihre Arbeiten erkennen lassen, besuchte sie außerdem verschiedene Kunst-​ und Kulturstätten Italiens, sie war in Rom, Ravenna, Süditalien und Sizilien, teils in Begleitung anderer Künstler oder Freunde. weiterlesen >

Emma Budge

Mit dem Tod von Henry Budge trat eine gemeinsam mit seiner Frau getroffene Verfügung in Kraft, die vorsah, dass die in Deutschland zusammengetragene kunstgewerbliche Sammlung nach beider Tod dem Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MKG) vermacht werden sollte. 1930 erweiterte Emma Budge diese Schenkungsabsicht und legte fest, dass auch die Villa zu gemeinnützigen Zwecken an die Stadt Hamburg gehen sollte. In „Personalunion“ mit dem MKG sollte im Budge-Palais eine museale Außenstelle entstehen, die das großbürgerliche Leben Hamburgs und das Wirken seiner Kunstsammler und Mäzene am Beispiel der Budges und ihres Kunstbesitzes exemplarisch veranschaulichte. Wenige Monate nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 widerrief Emma Budge dieses Testament und setzte ihre jüdischen Verwandten als Erben ein. Sie bestimmte vier ebenfalls jüdische Testamentsvollstrecker, die den Nachlass in ihrem Sinne und zugunsten der Erben verwalten sollten. Emma Budge verlangte aber eine „Realisierung“ in würdiger Weise und nach besten kaufmännischen Abwägungen. Jeglichen Nutzen für Hamburg schloss sie ausdrücklich aus. weiterlesen >

Quelle: Foto: unbekannt, 1909, Museum für Kunst und Gewerbe.
„Der Frauenbund zur Förderung deutscher bildenden Kunst wurde begründet im Wunsch, Brücken zwischen Schaffenden, Genießenden und Museen zu schlagen.“
Quelle: Katalog der ersten graphischen Ausstellung des Frauenbundes zur Förderung deutscher bildenden Kunst 1918, ohne Verlag, Druckerei-Gesellschaft Hartung & Co. M.b.H., Hamburg.

Ida Dehmel

Moderner Kunst zu Aufmerksamkeit, Anerkennung und zum Durchbruch zu verhelfen, war Ida Dehmel (1870–1942) ein wichtiges Anliegen. Als Salonière, Kunstförderin und Dichtermuse wusste sie: Um die Bollwerke eines konservativen Kunstverständnisses einzureißen, müsste sie mit Gleichgesinnten eine Hebelwirkung erzielen, die dort ansetzt, wo der Kunstkanon bestimmt wird – in den Museen. Die Hamburgerin Rosa Schapire (1874–1954), erste promovierte Kunsthistorikerin Deutschlands, war eine profunde Kennerin und Vorkämpferin des Expressionismus. Ihr Kunstverstand gepaart mit Ida Dehmels Organisationstalent war das Erfolgsrezept für den Frauenbund zur Förderung deutscher bildenden Kunst, der 1916 in Hamburg ins Leben gerufen wurde. Der von Ida Dehmel und Rosa Schapire geleitete Frauenbund sollte Künstler, private Kunstsammler und öffentliche Sammlungen zusammenbringen und für alle Beteiligten vorteilhaft sein. Schauen wie die 1918 in Hamburg gezeigte Grafik-Ausstellung waren ein wichtiges Instrument, um Einnahmen zu generieren und neue Kunstformen durchzusetzen.

Neben Dehmel als geschäftsführende Vorsitzende und Dr. Schapire als Schriftführerin gehörten dem Hauptvorstand Kunstsammlerinnen wie Martha Rauert, Lotte von Mendelssohn-Bartholdy und Selma von der Heydt an. Stützpunkte in zahlreichen deutschen Städten wurden aufgebaut, Verkaufsausstellungen veranstaltet. Binnen zwei Jahren zählte die Initiative 600 Mitglieder. Im Schatten großer, nicht immer progressiver Museumsdirektoren dieser Epoche verfolgte der Frauenbund sein Ziel. Mit Geschenken umging er die Ankaufspolitik und platzierte erstmals Bilder von Expressionisten wie Karl Schmidt-Rottluff in führenden Museen.

Ida Ehre

Ida Ehre (1900–1989) gehört zu den berühmtesten Kulturschaffenden in Hamburgs Geschichte, 1985 wurde sie als erste Frau Ehrenbürgerin der Hansestadt, Schulen und Plätze sind nach ihr benannt. Mit ihrem Namen untrennbar verbunden sind auch die Hamburger Kammerspiele in der Hartungstraße 9–11 im Grindelviertel, deren Intendantin Ida Ehre von 1945 bis zu ihrem Tod 1989 gewesen ist. Bereits kurz nach Kriegsende, am 28.6.1945, verfasste Ida Heyde, geborene Ehre einen Brief an die britische Militärregierung und ersuchte „um die Erteilung einer Konzession zur Betreibung eines Schauspieltheaters“. Gemäß der zeitgenössischen Gesetzgebung musste ihr Ehemann Bernhard Heyde als Mitunterzeichner seine Zustimmung erteilen. Ida Ehres Berufsverbot, gescheiterte Emigration und KZ-Haft in Fuhlsbüttel klingen im Brief als „das erschreckende Erleben vergangener Jahre“ an. Der Fokus liegt jedoch auf ihren Plänen für ein in den ehemaligen Räumen des jüdischen Gemeinschaftshauses zu gründendes Theater in bewährter Kammerspieltradition, das gleichzeitig „zur Entfaltung neuer Gedanken“ beitragen möchte, indem Dichter aller Nationen, die „menschliche[n] Probleme und Probleme der Welt“ benennen, „von denen wir 12 Jahre nichts wissen durften“. Hier bezieht sich Ida Ehre auch indirekt auf die Demokratisierungs- und Entnazifizierungsanstrengungen der britischen Militärregierung. Der Brief schließt u.a. mit Angaben Ida Ehres zu ihrem Werdegang und der Nennung von Referenzgeber_innen. weiterlesen >

„12 Jahre habe ich an mir und meinen Plänen gearbeitet, 12 bittere Jahre habe ich auf den Tag der Befreiung zur Verwirklichung meiner Pläne gewartet.“
Quelle: Antrag Ida Ehres auf die Erteilung einer Theaterkonzes­sion an die britische Militärregierung, 28.6.1945, IGdJ-Archiv, 45-025.

Grete Berges

„Ich kam zurück in die Stadt meines Ursprungs, meiner Kindheit, Jugend und Frauenjahre, zurück in eine Welt, die ich für immer verloren gegeben hatte, die für mich unwirklich geworden war.”

Unter dem Titel „Wiedersehen mit Hamburg“ beschreibt die 1936 aus Deutschland exilierte Grete Berges ihre Rückkehr in die Stadt, aus der sie von den Nationalsozialisten vertrieben wurde. 17 Jahre liegen zwischen Flucht und neuerlicher Ankunft der Schriftstellerin, Übersetzerin und Literaturagentin. Im Jahre 1953 begleitete sie den schwedischen Schriftsteller Per Olof Ekström, dessen Agentin sie war, auf eine Geschäftsreise nach Hamburg. Anlässlich dieser Rückkehr erschien ihr kurzer Artikel „Wiedersehen mit Hamburg“ am 22.7.1953 im Hamburger Abendblatt. […] Mithilfe der schwedischen Schriftstellerin und Nobelpreisträgerin Selma Lagerlöf erhielt Berges schließlich 1937 eine Aufenthaltsgenehmigung für Schweden. In Stockholm, wo sie bis zu ihrem Tod lebte, baute sie sich eine Literaturagentur auf – eine Arbeit, die sie selbst als „Emigrationsberuf“ bezeichnete. Mit dieser Tätigkeit versuchte sie, sich für die Vermittlung anderer exilierter Schriftstellerinnen und Schriftsteller einzusetzen, etwa Hildegard Johanna Kaesar, Pipaluk Freuchen und Gertrud Isolani. Zudem verdingte sie sich als Übersetzerin schwedischer Autorinnen und Autoren für den Schweizer und deutschen Buchmarkt. weiterlesen >

Quelle: Grete Berges, Wiedersehen mit Hamburg, 22.7.1953, S. 6. Mit freundlicher Genehmigung des Hamburger Abendblatts. Quelle und Transkript >

Rosa Bartl

„Zauber-Bartl“ hieß das Fachgeschäft für Zauberkünstlerinnen und -künstler, das sich von 1910 bis in die 1960er-Jahre an verschiedenen Standorten in der Hamburger Innenstadt befand. Inhaber des bekannten Hamburger Zaubergeschäftes, das zum Leichtmann-Zauberimperium (Berlin, Köln, München, Hamburg) gehörte, war Janós Bartl, Rosa wirkte dort als Verkäuferin mit viel praktischer Expertise, galt sie doch in der Fachwelt als eine Zauberikone. Die Zauber-Requisiten wurden in Katalogen beworben. Hier zu sehen das von Rosa Bartl patentierte magische Zigarettenetui „Etuiso“.

Nach schwierigen Jahren während des Ersten Weltkrieges erlebte die Zauberhandlung zu Beginn der 1930er-Jahre einen großen Aufschwung. Durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten gerieten die Mitglieder der Leichtmann-Familie in den Fokus der nationalsozialistischen Verfolgungsmaßnahmen. Die privilegierte Mischehe mit dem nichtjüdischen Janós boten Rosa und den gemeinsamen Kinder Hans und Elly einen gewissen Schutz und sicherten ihr Überleben.

1950 konnte Rosa Bartl als gleichberechtigte Gesellschafterin in die Firma aufgenommen werden. Vier Jahre nach dem Tod von Janós musste Rosa Bartl 1962 ihre Geschäftsräume in der Innenstadt aufgeben und verlegte die Zauber-Handlung in ihre Privatvilla in der Warburgstraße 47. Am 23.9.1968 verstarb die Zauberin Rosa Bartl.

„als Gesellschafterin in die Firma eingetreten“
Quelle: Anzeige „Etuiso 361 oder 361 B“ aus Katalog János Bartl, Hamburg 1930, S. 4; Aufnahme von Rosa Bartl als Gesellschafterin: HRA: Abteilung 66 HRA 32 100, mit freundlicher Genehmigung von Birgit Bartl-Engelhardt.

Arbeitswelten

„Die Wirtschaftstätigkeit von Juden wies in Deutschland […] seit der frühen Neuzeit im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung einige Besonderheiten auf: Ausgelöst durch rechtliche und politische Beschränkungen arbeiteten Juden häufiger im Handel und Finanzwesen, seltener im Handwerk und in der Landwirtschaft. […] Im 19. Jahrhundert stiegen Juden in einem Verbürgerlichungsprozess sozial auf. Da sie dadurch verstärkt eine höhere Schulbildung sowie eine akademische Ausbildung erhielten, veränderte sich ihre Berufsstruktur.“

Die proportional häufigere Zugehörigkeit zum Bürgertum erklärt wohl auch, warum jüdische Frauen im Vergleich zu nichtjüdischen Frauen bis ins 20. Jahrhundert hinein seltener erwerbstätig waren.

Nach der systematischen Verdrängung aus Wirtschaft und Arbeitswelt während des Nationalsozialismus, lässt sich für das Berufsprofil der jüdischen Gemeinschaft in den ersten Nachkriegsjahrzehnten eine auffällige Häufung im Immobiliengeschäft sowie in der Textilbranche feststellen. Trotz der rechtlichen Gleichstellung von Mann und Frau durch das Grundgesetz 1949 war die Berufstätigkeit der Frau bis in die 1970er-Jahre von der Vereinbarkeit mit Ehe und Familie und der Zustimmung des Ehemanns abhängig.

Die in diesem Kapitel vorgestellten Frauen, unter ihnen zwei Ärztinnen (Anita de Lemos und Rahel Liebschütz-Plaut) und eine Juristin (Käthe Manasse), zeigen, dass die sogenannten freien Berufe den Frauen Möglichkeiten boten. Manasse steht zugleich exemplarisch für eine größere Gruppe nach 1945 remigrierter Juristinnen und Juristen. Die Konzertagentin und Gründerin des Café Leonar Sonia Simmenauer steht exemplarisch für eine vielseitige Erwerbsbiografie, in der moderne Salonière und Unternehmerin verschmelzen.

Zudem wird deutlich, dass die (inoffiziellen) Formen der Erwerbstätigkeit die rechtlichen Schranken mitunter aushebelten (so die Beispiele von Glikl von Hameln und Lucy Borchardt). Bis heute sind weibliche Erwerbsbiografien oftmals weniger geradlinig, Frauen arbeiten überdurchschnittlich oft in Teilzeit, sind seltener in Führungspositionen vertreten und werden im Durchschnitt schlechter bezahlt als Männer.

Glikl von Hameln

„Aber nach all ihren Leiden und Schmerzen gebar sie nichts als die Stimme des Windes. So, mein Gott und großer König, passierte es uns auch.“

Glikl, die Tochter von Judah Leib, wurde 1646 in Hamburg geboren und starb 1724 in Lunéville in Lothringen. Als Tochter eines Händlers und einer Geschäftsfrau wurde sie im Alter von 14 Jahren mit einem Geschäftsmann namens Haim von Hameln verheiratet und betrieb mit ihm ein Geschäft, das mit Edelmetallen und -steinen handelte. Glikl brachte 14 Kinder zur Welt, wovon 12 das Kleinkindalter überlebten.

Der Text von Glikl wurde nicht als Tagebuch geschrieben, in dem die Begebenheiten in zeitlicher Nähe zu ihrem Geschehen aufgeschrieben werden. Vielmehr hat Glikl ihre Memoiren als eine Abrechnung mit der Vergangenheit verfasst, angeregt durch die Notlage ihrer Familie. Es scheint, als hätte Glikl in zwei getrennten Zeitabschnitten am Text gearbeitet. Sie erzählt ihren Kindern, denen die Memoiren gewidmet sind, dass ihre erste Motivation darin bestanden hätte, die Melancholie nach dem Tod ihres Mannes Haim (1690) zu überwinden. Ein beträchtlicher Teil ihrer Niederschriften ist aber eine retrospektive Selbstinszenierung nach dem Bankrott und Tod ihres zweiten Ehemannes, Cerf Levi von Metz (1712). Während die erste Ehe von Zuneigung, Partnerschaft und Wohlstand geprägt war, wurde die zweite von finanziellem Ruin, Armut und Not überschattet. Ihre Erinnerungen an die sabbatianische Bewegung in Hamburg sind deshalb auch Teil eines rückwärtsgerichteten Blickes auf die Geschichte, der vom sich wandelnden Schicksal ihrer Familie geprägt ist. weiterlesen >

Quelle: Die vollständig digitalisierte Ausgabe befindet sich in der Sammlung Hebräische Handschriften der Universitätsbibliothek Frankfurt Johann Christian Senckenberg. Quelle, Transkript und Übersetzung >.

Lucy Borchardt

Zur Reederei war die 1877 geborene Borchardt 1915 gekommen, als sie ihren in den Krieg gezogenen Mann Richard Borchardt zum ersten Mal als Prokuristin vertreten musste. Borchardt hatte die Reederei im Jahre 1905 von ihrem Gründer Carl Tiedemann übernommen. „Fairplay“ war der Name des ersten Schleppers gewesen, den Carl Tiedemann für sein junges Unternehmen im Jahre 1895 erworben hatte. Diesen Namen wählte er für seine Reederei. Er sollte Vertrauen erwecken und der Reederei so Vorteile im internationalen Geschäft verschaffen. Mit dem Tod ihres Mannes im Jahre 1930 wurde Lucy Borchardt zur alleinigen Geschäftsführerin der angesehenen Reederei. […] Borchardt war nicht nur eine angesehene Hamburgerin, sondern sie setzte sich auch tatkräftig für Hamburgs Juden ein. Zusammen mit Naftali Unger aus Palästina, der einige Zeit in Hamburg verbrachte, organisierte sie 1935 die zionistische Seefahrts-Hachschara. Die Hachschara war ein Vorbereitungsprogramm, das es jungen deutschen Juden ermöglichte, einen Beruf zu erlernen und sich so für die Auswanderung nach Palästina zu qualifizieren. Die Reederei wurde durch Borchardts Engagement ebenfalls zum Ort der beruflichen Umschulung. Absolventen erhielten Zertifikate des Palästina-Amtes für Auswanderung, mit denen sie Deutschland verlassen konnten. Zur gleichen Zeit wurden in Palästina zwei Kibbutzim gegründet, welche die Seefahrt als Industrie in Palästina etablierten und die Auswanderer aufnehmen konnten. weiterlesen >

Quelle: Lucy Borchard, Testimony: December 1954. Doc P.II.a. No 450, The Wiener Holocaust Library, www.testifyingtothetruth.co.uk/viewer/metadata/104771/2/.
„denn in der Zeit, wo die kranken Frauen behandelt werden, würden die kranken Männer ruhig weiter gesunde Frauen anstecken.“
Quelle: Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Signatur J 6408, bereitgestellt gemäß den Bedingungen von CC BY-NC-SA 3.0 Deutschland.

Anita de Lemos

Im Frühsommer 1921 hatte die Hamburger Bürgerschaft beschlossen, die Bordelle abzuschaffen, da sie als Hort für Krankheiten und Alkoholismus galten und ausbeuterische Verhältnisse durch die Bordellwirte bzw. Zuhälter herrschten. In der Folge entbrannte in Hamburg der leidenschaftlich von Vertretern aus Gesundheitswesen und Politik geführte „Hamburger Bordellstreit“, der sich im Wesentlichen um die Reglementierung der Prostitution durch die Stadt drehte. In dem Aufsatz von 1926 führt die Ärztin Anita de Lemos aus, dass die vom Bürgertum geforderte Unterbringung der Prostituierten in überwachten Häusern ungeeignet sei, die grassierenden Probleme (schnell steigende Anzahl von Prostituierten, Geschlechtskranken) zu bekämpfen.

Anita de Lemos machte besonders die medizinische Betreuung geschlechtskranker Frauen zu ihrer Sache und gehörte damit zu den einflussreichsten Ärztinnen in Hamburg in der Weimarer Zeit. Die 1888 in Hamburg geborene Ärztin für Haut- und Geschlechtskrankheiten stammte aus einer traditionsreichen sefardischen Familie. Zusammen mit weiteren Experten forderte Anita de Lemos eine bessere Gesundheitsfürsorge sowie die Freier bei regulatorischen Maßnahmen mit in den Blick zu nehmen. Ihre Argumente setzten sich in dem ein Jahr später erlassenen „Reichsgesetz zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten“ durch, das die konsequente Überwachung und Behandlung von Geschlechtskranken vorschrieb, die Kasernierung von Prostituierten in speziellen Gebäuden und Straßen aber verbot.

Aufgrund der antisemitischen Gesetzgebungen verlor sie 1933 alle Ämter und emigrierte in der Folge 1938 in die USA, wo sie zunächst als Krankenschwester, später als Gerichtsärztin und schließlich in eigener Praxis tätig war. Sie starb 1976 in New York.

„Hiermit gestatte ich mir, um meine Einstellung in den richterlichen Dienst als Landgerichtsrätin zu bitten.“
Quelle: JMB, 2007/150/98, objekte.jmberlin.de/person/jmb-pers-397122.

Käthe Manasse

Käthe Manasse (1905–1994), geb. Loewy, wuchs in Berlin in bürgerlich-jüdischem Milieu in einer Kaufmannsfamilie auf. Nach einer modernen Schulbildung begann sie zunächst ein Studium der Nationalökonomie, wechselte dann aber schnell zu Jura. Sie promovierte mit einer herausragenden Dissertation, bestand 1932 das Assessorexamen und wurde Richterin. Nachdem sie aufgrund der nationalsozialistischen Gesetzgebung bereits im folgenden Jahr aus dem Amt ausscheiden musste und ihr kurze Zeit später auch die Zulassung als Rechtsanwältin entzogen wurde, emigrierte sie gemeinsam mit ihrem Mann 1938 nach Haifa.

Als das Paar sich 1949 für eine Rückkehr nach Deutschland entschied, begann Käthe Manasse in Hamburg eine Tätigkeit im Amt für Wiedergutmachung. Parallel bemühte sie sich, wie diesem Schreiben vom 22.11.1950 an den Herrn Präsidenten des Hanseatischen Oberlandesgerichts zu entnehmen ist, für eine Wiederanstellung als Richterin, was ihr 1952 gelang. Schnell machte sie Karriere und wurde 1962 Landgerichtsdirektorin.

Nebenbei engagierte sie sich in der jüdischen Gemeinde, gehörte dem dortige Beirat an und gründete die Gruppe der Älteren. Darüber hinaus engagierte sie sich etwa als Vorsitzende des Frauenhilfswerks des Magen David Adom (Roter Davidstern) in Hamburg oder in verschiedenen Juristinnenorganisationen.

Quelle: Tagebucheintrag vom 23. April 1922, Familienarchiv. Mit freundlicher Genehmigung von Maggie Carver. Quelle und Transkript >

Rahel Liebeschütz-Plaut

„Meine Sache macht bei den Beteiligten Eindruck.“

  Doris Fischer-Radizi über Rahel Plaut

Rahel Plaut (1894–1993) habilitierte sich 1923 als erste Frau an der Medizinischen Fakultät Hamburg und als dritte Frau in Deutschland überhaupt mit einer Arbeit über isometrische Kontraktionen am Skelettmuskel.

In dem vorliegenden Auszug aus ihrem Tagebuch von 1922 beschreibt sie ihren Besuch des 34. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin im April 1922 in Wiesbaden. Der Kongress der Internisten war einer der wichtigsten Kongresse des wissenschaftlichen Austausches. 1922 hielt nur eine Frau, die Internistin Klotilde Meier (1894–1954), einen Vortrag. Rahel Plaut konnte mit der Hilfe Otto Kestners (ehem. Cohnheim), der ihr seine Zeit für einen Diskussionsbeitrag ließ, ihre Forschungsergebnisse vortragen, die auch bei den Kollegen Anerkennung fanden.

Die Aufzeichnungen sind in dem 19. Tagebuch, von insgesamt 73 enthalten, die Rahel Liebeschütz-Plaut von ihrem achten bis 98. Lebensjahr verfasst hat. […] Manche Jahrgänge weisen große Lücken von ein bis zwei Monaten auf, manche sind Tag für Tag eng beschrieben. Über ihre Gefühle gibt sie selten Auskunft, ihre Ansichten über andere Menschen fallen manchmal recht hart aus. Ihre Tagebücher sind eine Fundgrube erlebter Geschichte und geben Einblick in Persönliches, Berufliches und Politisches ebenso wie in das Innere von Institutionen wie dem Eppendorfer Krankenhaus. weiterlesen >

Sonia Simmenauer

Sonia Simmenauer wurde in den USA geboren, ihre Kindheit verbrachte sie in Paris. Nach ihrem Studium machte sie sich 1989 mit dem Impresariat Simmenauer als Konzertagentin selbstständig. 2008 gründete sie das Café Leonar und gemeinsam mit anderen den Jüdischen Salon am Grindel e.V. Der folgende Text stammt von Sonia Simmenauer.

2007. Ein altes, ziemlich baufälliges Haus. Eine Druckerei mitten auf dem Grindelhof. Ein Ort, der irgendwie traumhaft ist, eine kleine Oase. Ein Raum für Geschichte(n).

Der Drucker – Wolfgang Fläschner – der in dem Viertel geboren ist und sich mit dem Vakuum, das durch Krieg und Shoa hinterlassen wurde, stets beschäftigt hat. Meine Biographie als eine Zurückgekommene, Tochter eines Hamburger Juden, der 1938 mit seiner Familie fliehen musste. Die Zeit war reif für einen Versuch, mit und durch Kultur, Gedächtnis und Tradition zu vereinen.

Die Entstehung des Salons war nicht die Idee einer einzelnen Person, sondern die einer Gruppe von Freunden, die ein Ort für das Diskutieren, das Fragen und die Suche nach Toleranz besetzen wollten. Ich hatte den Ort, er machte mich zur Gastgeberin und im Rückblick zur Salonière. Es ist mir eine Ehre, damit in einer schönen Tradition zusammen mit wunderbaren Frauen zu stehen.

Ob heute Salons mehr von Frauen oder von Männern gehalten werden? Ich kenne keine empirischen Studien zu dieser Frage. Ich meine, der Salon ist ein Spiegel der Gesellschaft und der Aufgabenteilung in derselben und es ist demnach eine Frage der Generationen. Auch wird jeder Salon, da er an der Naht zwischen privat und öffentlich stattfindet, als Ort des Austausches, jenseits kommerzieller und professioneller Institution, immer ein einzigartiges persönliches Profil haben.

„Ich hatte den Ort, er machte mich zur Gastgeberin und im Rückblick zur Salonière.“
Quelle: Porträt, © Lennart Rühle, Veranstaltungsbilder: © Jüdischer Salon am Grindel.

Fortsetzung folgt

In dieser Ausstellung wurden viele bedeutende Frauen ausgelassen. Nicht überall haben wir passende Selbstzeugnisse gefunden. Zudem wollten wir die Vielfalt der Lebenswelten zeigen, und haben uns deshalb auf exemplarische und in den meisten Fällen außergewöhnliche Protagonistinnen beschränkt.

Viele weitere Frauen hätten wir ebenfalls gerne in die Aufstellung aufgenommen, deshalb haben wir hier einen kleinen Ausblick zusammengestellt, wie die Ausstellung in Zukunft weiterwachsen könnte. Selbstverständlich beansprucht auch diese Liste weiterhin keine Vollständigkeit. Fortsetzung folgt!

  • Alma del Banco (1863–1943)
    Künstlerin
  • Chani Bistritzky (geb. 1980)
    Lehrerin
  • Bertha Dehn (1881–1953)
    Geigerin
  • Lucille Eichengreen (1925–2020)
    Zeitzeugin
  • Miriam Gillis-Carlebach (1922–2020)
    Ehrensenatorin der Universität Hamburg
  • Martha Glass (1878–1959)
    Chronistin, Zeitzeugin
  • Erna Goldschmidt (1902–1977)
    Gemeindemitarbeiterin
  • Barbara Guggenheim (geb. 1957)
    Organisatorin von Autoren- und Filmveranstaltungen
  • Käte Hamburger (1896–1992)
    Literaturwissenschaftlerin und Philosophin
  • Mirjam Horwitz (1882–1967)
    Schauspielerin
  • Emma Isler (1816–1886)
    Frauenbildung
  • Emma Israel (1898–1994)
    Malerin
  • Helen Rosenau (1900–1984)
    Kunsthistorikerin

Fortsetzung folgt (J-W)

  • Galina Jarkova (geb. 1970)
    Vorsitzende der Liberalen Gemeinde
  • Marie-Anna Jonas (1893–1944)
    Ärztin
  • Gertrud Kolmar (1894–1943)
    Lyrikerin
  • Senta Meyer-Gerstein (1905–1993)
    Publizistin
  • Flora Neumann (1911–2005)
    Widerstandskämpferin
  • Else Rauch (1888–1942)
    Lehrerin
  • Ingeborg Rapoport (1912–2017)
    Ärztin und Professorin für Pädiatrie
  • Helen Rosenau (1900–1984)
    Kunsthistorikerin, Archäologin
  • Viola Roggenkamp (geb. 1948)
    Schriftstellerin
  • Sara Warburg (1805–1884)
    Geschäftsführerin Warburg-Bank
  • Anna Wohlwill (1841–1919)
    Pädagogin
  • Agnes Wolffsohn (1849–1936)
    Stifterin